Neu am Leibnizplatz
: Ende gut, alles gut

Mit viel Mut zum derben Witz hat Sebastian Kautz „Ende gut, alles gut“ von William Shakespeare nach einer Episode aus Boccaccios Decamerone neu übersetzt und in einer prallen Inszenierung gestaltet, die nicht nur derb ist, sondern auch äußerst vergnüglich.

Die Geschichte sei schnell erzählt: Helena, Dienerin im Hause von Rousillon, liebt Bertram, den Sohn der Gräfin. Der wiederum wird nach dem Tod seines Vaters an den Hof des Königs geschickt, wobei er von seinem Diener Parolles und dem Erzieher Lafeu begleitet wird. Helena beschließt, Bertram zu folgen, die Mutter, von ihrem Sohn und der Ziehtochter getrennt, vergnügt sich mit ihrem Diener Lavache. In Paris bietet Helena, Tochter eines berühmten Arztes, dem schwerkranken König an, ihn zu heilen, und erbittet dafür dessen Erlaubnis, einen Mann ihrer Wahl zu heiraten. Natürlich entscheidet sie sich für Bertram, der sie allerdings zurückweist und nach Italien geht, um in den Krieg zu ziehen.

Dort macht er schnell Karriere und in Florenz Diana den Hof. Mit ein wenig materieller Zuwendung überzeugt Helena Dianas Mutter davon, ihr mit List doch noch zu dem ersehnten Mann zu verhelfen. Zugleich will Lafeu den Diener Parolles als Betrüger entlarven und lockt ihn in eine Falle. Er gesteht den Verrat an seinem Herren, die Freundschaft zwischen Bertram und seinem Diener zerbricht. Auch seine Mutter und ihr Diener entzweien sich. Am Ende kriegen sich die beiden natürlich.

In liebevoller Schredderung nationaler Klischees (die Pizza-Bäcker-Familie ist in ihrer Cross-Dressing-Ausgabe einer der vielen Höhepunkte dieser Aufführung), mit zahlreichen Musiknummern, in denen sich Janina Zamani als versiert an der singenden Säge erweist, und mit Mut zum Slapstick zeigt die Shakespeare Company hier eine temporeiche, geistreich witzige Fassung von „Ende gut, alles gut“.

Als delikates Bonbon zum Schluss geben Tim D. Lee als Bertram und Janina Zamani als Helena noch einen Einblick in das, was Hollywoods Happy Ends stets verschweigen: Das harmonische Finale ist schließlich immer erst der Anfang von etwas Neuem, das über kurz oder lang seinen Zauber oft verliert. Szenen einer Ehe, in denen sich die Beteiligten gar nicht mehr an den Eigenheiten des anderen ergötzen. Das Premieren-Publikum war begeistert. asl

Nächste Vorstellung: Samstag, 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz