Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – diese Woche frisch

Allzu viel Publikum fand der deutsche Animationsfilm im abgelaufenen Jahr ja leider nicht. Was nicht unbedingt mit der Qualität der Filme zu tun hatte: Zum einen schrumpfte die Zahl der Kinozuschauer ganz generell, zum anderen setzen viele deutsche Produktionsfirmen eben noch immer auf den traditionellen Zeichentrick für Kinder, während die Zuschauer größtenteils längst auf Computeranimation konditioniert sind. Dabei hängt Kreativität nun wirklich nicht von der verwendeten Technik ab. Regisseur Hayo Freitag, der uns vor einigen Jahren bereits mit „Käpt’n Blaubär“ erfreute, bedient sich in seiner Verfilmung von Tomi Ungerers „Die drei Räuber“ jedenfalls der klassisch zweidimensionalen Animation, um dessen unverwechselbaren Zeichenstil auf die Leinwand zu übertragen. Und dies erscheint rundum gelungen, wie die Geschichte vom Waisenmädchen Tiffany, das den drei nicht allzu hellen Gestalten aus dem Wald mit Malerei, Literatur und Musik ein wenig Kultur beibringt, überhaupt ein wahrer Ausbund an Charme ist. Da Ungerers Bilderbuch-Klassiker allerdings nur wenige Seiten umfasst, musste für einen abendfüllenden Spielfilm noch einiges hinzuerfunden werden: Dies betrifft vor allem die Szenen mit der bösen und überkandidelten Leiterin des Waisenhauses, die zumindest im Design dem Rest des Films stimmig angeglichen werden konnten. Tomi Ungerer übernahm bei dieser sehr kindgerechten Produktion die Rolle des Erzählers und bürgt so mit seinem Namen letztlich auch für Qualität.

Dass die Rolling Stones gewisse Verdienste um die Geschichte der Rockmusik haben, ist unbestritten. Allerdings liegen diese Verdienste schon so lange zurück, dass sich kaum mehr jemand erinnern kann, worin sie wohl einst bestanden haben mögen. Ob Martin Scorsese mit seiner im Jahr 2006 entstandenen und demnächst als Berlinale-Eröffnungsfilm laufenden Konzertdokumentation „Die Nacht der rockenden Leichen“, pardon, „Shine a Light“ muss es heißen, für Erleuchtung sorgen wird? Zuvor könnte man vielleicht den Besuch des Zeughauskinos in Erwägung ziehen: Dort läuft Jean-Luc Godards essayistische Dokumentation „One plus One“ aus dem Jahr 1968, in der der Regisseur einen Blick auf die damals tatsächlich kreativen Jagger & Co. wirft, als sie gerade „Sympathy for the Devil“ aufnehmen. Wie bei Godards Filmen jener Periode üblich, handelt es sich bei „One plus One“ jedoch vornehmlich um ein bis heute nicht so ganz verständliches politisches Pamphlet, in dem neben den Stones auch die Black Panther, pornografische Texte und eine Figur namens Eve Democracy eine Rolle spielen. Ein Zeitdokument.

Walter Ruttmanns Montagefilm „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ (1927) präsentiert die Stadt vom Morgen bis in die Nacht vor allem als Ort der Moderne, des Tempos und der Bewegung: dynamische Bildkompositionen feiern die Maschinen in den Fabriken, den Verkehr auf den Straßen und die Menschen, die sich am Abend mit Tanz und Sport oder mit dem schwungvollen Schütteln von Cocktails vergnügen. LARS PENNING

„Die drei Räuber“. 26.–27. 1. im Filmmuseum Potsdam; 27.1. Kino im Kulturhaus Spandau

„One plus One“ (OF). 24. 1. im Zeughauskino

„Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“. 28.–30. 1. im Central