WAS MACHT EIGENTLICH ... die evangelische Kirche?
: Neue Bibeln ächten

Sie haben es nicht leicht, die Verfechterinnen und Verfechter des Gender-Mainstreaming unter den Christinnen und Christen. Da schlägt sich eine 50-köpfige TheologInnen-Brigade mehrere Jahre um die Ohren, um eine „Bibel in gerechter Sprache“ vorzulegen – und die ChefInnenetage der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zeigt ihnen die kalte Schulter. Diese Linie bekräftigt nun die Berliner Landeskirche: Die Neu-Bibel sei für Gottesdienste ungeeignet, schreibt Detlef Postel, Berliner Verwaltungsrichter und Synoden-Mitglied, in der neuesten Ausgabe der Wochenzeitung Die Kirche.

Auch künftig werden Berliner Evangelen und Evangelinnen also nicht in den sonntäglichen Genuss von Texten kommen, in denen es von Apostelinnen, Hirtinnen und Pharisäerinnen wimmelt, in denen sich „der Herr“ in „die Ewige“ verwandelt und die sogar lustige Stellen enthalten – wie die von der Schlange im Garten Eden, die „weniger an, aber mehr drauf hat“ als die anderen Tiere. Wird nicht ohnehin zu wenig gelacht unterm Kreuz?

Andererseits ist die Kirchenleitung konsequent, wenn sie sich ein Werk verbittet, das nicht nur sprachliche Zumutungen auffährt („Durch einen Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen“), sondern auch die in der Bibel abgebildeten Verhältnisse und Normen verkleistert, um postchristlichen Werten wie der Geschlechtergerechtigkeit zu genügen.

Privat, schreibt Kirchenmann Postel jovial, könnten alle Kirchenmitglieder natürlich die „gerechte Bibel“ lesen. Wer gern mal bei der Lektüre schmunzelt, sollte das auch tun. CLP FOTO: AP