… „Pötzi“?: Geliebt werden
Wenn irgendwo unerwartet menschliche Überreste ausgebuddelt werden, entscheidet das Alter der Funde darüber, ob die Allgemeinheit sie mit Entsetzen (wenn frisch), Gleichgültigkeit (wenn mittelalt) oder freundlichem Interesse (wenn uralt) zur Kenntnis nimmt. Das Massengrab von Kassel etwa ließ den Nordhessen unlängst das Blut in den Adern gefrieren – bis herauskam, dass es sich um Typhustote des frühen 19. Jahrhundert handelte. Das ist dann schon nicht mehr so schlimm. Richtig begeistert sind dagegen die Potsdamer von „Pötzi“, dem im November bei Bauarbeiten gefundenen Bronzezeit-Mann, der nun 12 Tage lang im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ausgestellt war. Bis Sonntag nahmen ihn rund 2.000 Besucher in Augenschein.
Die Archäologen hatten über den 4.200 Jahre alten Grabfund eine Plexiglashaube gehoben und ihn im Rahmen der Dauerausstellung „Land und Leute“ präsentiert. Um die genaue Untersuchung des Skeletts und die Ermittlung der Todesursache kümmert sich ab sofort das Landesamt für Denkmalpflege in Wünsdorf. Sogar „Pötzis“ Gesicht wollen die Wissenschaftler virtuell rekonstruieren.
Dass die Brandenburger den Ur-Märker jetzt schon lieben, wundert kaum: Schließlich handelte es sich bei dem in hockender Stellung Bestatteten nach bisherigen Erkenntnissen um einen Bogenschützen, sprich: Jäger, der sich überwiegend von Fleisch ernährte und unter Zahnstein litt. Diesen Typus trifft man in Brandenburg bekanntlich noch heute zuhauf. CLP FOTO: G. CHRISTEL
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