Abtreibung schlimmer als Vergewaltigung

Abgesagt haben die „Christival“-Macher Kurse zur Heilung von Homosexualität. Abtreibung wird weiter verdammt

Die Geschäftsführerin von Pro Familia Bremen, Annegret Siebe, warnt vor Programminhalten des im Mai in Bremen stattfindenden „Christivals“. Auf dem den Freien Kirchen nahe stehenden „Kongress junger Christen“ wird ein Seminar mit dem Titel „Sex ist Gottes Idee – Abtreibung auch?“ angeboten. Die Antwort gibt ein „Schwangerschaftskonfliktberater“ vom Heidelberger Verein „Die Birke“, dessen Vereinsziel der Schutz des „ungeborenen Lebens“ ist und der „Alternativen zur Abtreibung individuell erarbeiten“ will. Der Verein vertritt unter anderem die Auffassung, eine Vergewaltigung würde von einer Frau besser verkraftet als die Abtreibung eines Kindes, das während der Vergewaltigung gezeugt wurde. Dies sei eine „gedrehte Wertung“, so die Sexualpädagogin Siebe. „Das keimende Leben ist mehr wert als das Leben einer Frau.“ Sie fände es „bedrohlich“, wenn solche Thesen auf einer Tagung vertreten werden, auf der mit 20.000 jugendlichen TeilnehmerInnen gerechnet wird. Seminare zum Thema Abtreibung, die keine offene Auseinandersetzung ermöglichen, sondern von vornherein klarmachen, dass Schwangerschaftsabbrüche falsch sind, würden gegen das Menschenrecht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung verstoßen, so Siebe. Problematisch seien auch die „Christival“-Seminare, in denen das Verbot von Sexualität vor der Ehe als Dogma verbreitet wird. „Wer dagegen verstößt – und das tun Jugendliche – bekommt Schuldgefühle“, kritisiert Siebe. Nicht die Regel werde als falsch empfunden, sondern der Mensch.

Zuletzt war das „Christival“ heftig für ein Seminar kritisiert worden, das „Wege heraus aus homosexuellen Empfindungen“ aufzeigen wollte. Nach Protesten war dieses Seminar vor zwei Wochen abgesagt worden.

Gestern erneuerte der Geschäftsführer der Grünen im Bundestag seine Forderung an Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, die Schirmherrschaft für das Festival wieder abzugeben. Volker Beck forderte die Bundesregierung auf, vor Angeboten zu warnen, die Homosexualität auf eine Stufe mit Alkoholismus stellen. eib