Starkes Stück für die Berliner Festspiele

Der Bezirk Charlottenburg gibt grünes Licht zur Bebauung der Gerhart-Hauptmann-Anlage. Das ärgert die Festspiele Berlin, die ihren Spielbetrieb gefährdet sehen. Um die Pläne gab es seit langem Zoff zwischen Bürgern und Investoren

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Investoren, Parteien und einer Bürgerinitiative um die Bebauung der Gerhart-Hauptmann-Anlage hat sich jetzt der Investor Neubau Immobilien Development AG (Nidag) durchgesetzt – mit Hilfe des Bezirksparlaments von Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Bezirksverordneten beschlossen auf ihrer letzten Sitzung mehrheitlich, dass eines der letzten „Filetgrundstücke“ in der City-West umgestaltet werden kann. Nur die Fraktion der Grünen stimmte gegen das Bebauungsplanverfahren.

Hinter dem Bühnenhaus der Berliner Festspiele an der Schaperstraße – einst Freie Volksbühne – sollen vier große sechsstöckige Wohnblöcke für zirka 80 hochwertige Eigentumswohnungen entstehen. Die Nidag-Pläne sehen vor, die Gebäude quer über das Gelände bis hinüber zur Meierottostraße zu ziehen. Zugleich soll die Gerhart-Hauptmann-Grünanlage umgestaltet werden. Ursprünglich hatte die Nidag ein 80 Meter hohes Bürohochhaus direkt am Spichernplatz geplant. Das Projekt scheiterte am Widerstand der Anwohner und des Bezirks.

Bis zuletzt hatte die Bürgerinitiative „Quartier Fasanenplatz“ rund 2.500 Unterschriften auch gegen das neueste Projekt gesammelt. Deshalb reagierten Anwohner, die Initiative sowie die Festspiele jetzt empört auf die jüngste Entscheidung. Ihrer Ansicht nach bringe die Planung eine völlig unnötige Verdichtung des Viertels, die Vernichtung von Grün und Spielplätzen, die Verlagerung der „Bar jeder Vernunft“ sowie die Beeinträchtigung des Theater-Spielbetriebs mit sich.

Während Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) und SPD-Fraktionschef Fréderic Verrycken betonten, dass sowohl der Kulturstandort – durch eine Lärmschutzwand – als auch der Spiel- und Bolzplatz – durch eine Ersatzfläche – „nicht beeinträchtigt“ würden und zudem „die unansehnliche Parkpalette dort verschwindet“ (Verrycken), sehen insbesondere die Festspiele ihren „Kulturbetrieb durch die Baupläne erheblich gefährdet“. Die Bauten im Rücken des Hauses wirkten sich auf die Bühne und Hinterbühne, den Garten und die Kassenhalle aus, kritisierte Joachim Sartorius, Intendant der Festspiele. Das der Entscheidung zugrunde liegende Lärmschutzgutachten berücksichtige zudem nicht ausreichend die Situation eines Festivalbetriebes. Tagsüber, aber auch bis spät in die Nacht sei mit Anlieferungen und Publikumsverkehr zu rechnen. Auch die Argumente des Denkmalschutzes, der Senatsbaudirektion und des Bundes, unter dessen Ägide die Berliner Festspiele arbeiten, seien in der in der Entscheidung nicht gewürdigt worden, so Sartorius.

Unterstützung erhält der Intendant auch von Sibylle Centgraf, Fraktionschefin der Grünen im Bezirk. Die geplanten „Luxuswohnungen“ seien „zu nah an den Festspielen“, monierte sie. Außerdem lehne ihre Fraktion jegliche Bescheidung von Freiflächen dort ab. Zudem sei die Zukunft der Bar jeder Vernunft ungeklärt. Sie warf den anderen Fraktionen vor, vor der Nidag eingebrochen zu sein.

ROLF LAUTENSCHLÄGER