Die Seitenstraßen zurückerobern

Nach Angriff auf Obdachlosen: Bewohner des Ostertors protestieren mit Trillerpfeifen und Filmvorführungen

Mit einer Aktion für Zivilcourage beantworteten Bewohner des Ostertorviertels die Attacke auf einen Obdachlosen vor drei Wochen. Unter dem Motto „Das Viertel pfeift auf Gewalt“ hat eine Initiative um den Filmemacher Hagen Klaile 2.000 Trillerpfeifen, Flugblätter und Plakate verteilt. Zeugen von Gewalttaten sollten so ermutigt werden, nicht wegzusehen, sondern lautstark Alarm zu schlagen.

„Man kann niemandem vorschreiben, sich bei solchen Angriffen dazwischenzuwerfen, aber man kann die Leute bestärken, schnell zu reagieren“, sagt Klaile. Anwohner und der Ortsbeirat haben Klaile und weitere Freiwillige aus dem Jugendzentrum Buchtstraße mit Spenden unterstützt. Seit letzter Woche liegen ihre Flugblätter, die an den Überfall erinnern, und die Trillerpfeifen in vielen Geschäften am Ostertorsteinweg aus. Die Polizei habe sie bei ihrer symbolischen Aktion bestärkt, und auch das Cinema am Ostertor beteiligt sich an der Anti-Gewalt-Initiative. In den kommenden Wochen zeigt das Kino den Film „Für den unbekannten Hund“, der von einem Mord an einem Obdachlosen handelt. Die Erlöse werden einer Obdachloseninitiative gespendet.

Im Januar war ein 50-jähriger Obdachloser in der St. Pauli Straße mit Messerstichen schwer verletzt worden. Der in einem Hauseingang schlafende Mann wurde zunächst mit Faustschlägen und Tritten traktiert. Als ein Anwohner einschritt, flüchtete der Unbekannte. Vermutlich derselbe Mann kam kurz danach zurück und stach auf den am Boden Liegenden ein. Der Staatsanwalt ermittelt wegen versuchten Mordes und hat 2.000 Euro Belohnung ausgesetzt.

Laut Klaile ist dies kein Einzelfall: Ein ihm bekannter Obdachloser übernachte seit einiger Zeit nur noch direkt am lauten Ostertorsteinweg, weil er in den ruhigeren Seitenstraßen immer wieder angegriffen worden war. cja