Mesut Özil, Werders neue Offensivhoffnung
: Der Zielstrebige

Mesut Özil, 19, Neu-Bremer, ist gebürtiger Gelsenkirchener und spielte über zwei Jahre bei Schalke. Foto: dpa

Bremens Sportdirektor Klaus Allofs wird in sich hineingelächelt haben, nachdem feststand, dass Mesut Özil zukünftig Grün-Weiß tragen wird. Zu oft hatten die Bremer ihre besten Spieler ziehen lassen müssen, wenn Rudi Assauer aus Gelsenkirchen die Bündel auf den Tisch gelegt hatte: Ernst, Rost, Krstajić. Den Exodus in Richtung Schalke konnten die Bremer mit der Verpflichtung von Mesut Özil nun umkehren – und eines der größten Offensiv-Talente des deutschen Fußballs an die Weser locken.

Die Schalker haben den 19-Jährigen vom Hof gejagt, weil er im Poker um einen neuen Vertrag ein klares Bekenntnis zu Schalke 04 verweigerte, dafür aber mit Eurozeichen in den Augen um ein Millionengehalt feilschte. Seitdem gilt er vielen als Abzocker. „Die Gelegenheit war günstig“, kommentierte der Bremer Klaus Allofs den Transfer-Coup dennoch süffisant. Wissend, dass Özil auf Schalke als Nachfolger Lincolns galt: Eine neue Nummer 10, beidfüßig, dribbelstark und mit dieser besonderen Technik gesegnet, die Fußball zum Spektakel werden lässt.

Über zwei Jahre spielte Özil für Königsblau und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb deutscher A-Jugendmeister. Schnell war der Offensiv-Allrounder Teil des Profikaders sowie U 19- und U 21-Nationalspieler. Dem schmächtigen Jungen stand eine Podolski-Karriere bevor. Doch Özil, der außerhalb des Platzes immer so schüchtern wirkt wie ein Sechsjähriger bei der Einschulung, tat das, was viele Talente nach zwei Dutzend Bundesligaspielen tun: Er begann sich zu überschätzen. Stellte erst Stammplatz-, dann Gehaltsforderungen, ohne die erforderliche Leistung zu bringen.

Özil ramponierte sein Image mit jener traumwandlerischen Zielstrebigkeit, wie er sie zuvor nur in Strafraumnähe offenbart hatte. Nur sind geldgierige Schnösel auf Schalke in etwa so beliebt wie ein Uli Hoeneß mit der Meisterschale. Özil war den Schalker Fans nicht mehr zu vermitteln. Also musste er weg.

Bei Werder erhält Mesut Özil nun die 11 – die ehemalige Klosenummer. Das passt. Ist Özil doch nur bei Werder, weil er seinen Abschied aus Schalke kühl erzwungen hat – eine echte Klose-Nummer eben. Nur diesmal spiegelverkehrt. LUCAS VOGELSANG