Retter gesucht

Der finanziell stark angeschlagenen VfB Lübeck hat es geschafft, eine Insolvenz abzuwenden. Trotzdem fehlen noch rund 600.000 Euro, um die laufende Saison zu Ende zu bringen. Jetzt bittet der Verein Sponsoren und Fans um Hilfe

Sie rechneten, tüftelten und verhandelten. Vor gut einer Woche sagten die Verantwortlichen des VfB Lübeck dann eine einberufene Pressekonferenz wieder ab, verhandelten weiter und konnten am vergangenen Samstag vermelden: „Derzeit ist die Insolvenz dank der grundsätzlichen Bereitschaft der Hauptgläubiger abgewendet. Die abschließenden Verhandlungen finden im konstruktiven Rahmen statt.“

Mehr als fünf Millionen Euro Schulden hatte der Verein angehäuft, was zu einem Rücktritt des Wirtschaftsrats um den Großsponsor Ralf Dümmel führte (taz berichtete). Nun haben fast alle Gläubiger dem Sanierungskonzept zugestimmt und auf ihre Einlagen, die am Ende der Saison fällig wären, verzichtet. „Wir haben die Überschuldung in den Griff bekommen“, sagte Stefan Schreiber von der Treuhandgesellschaft für Handel und Industrie, die den VfB begleitet.

Akut benötigt werden allerdings auch nach dem Verhandlungsmarathon noch rund 600.000 Euro, um die laufende Saison zu Ende bringen zu können. Die Vereinsführung setzt hierbei auf die Unterstützung der Wirtschaft, der Sponsoren, der Fans und der Mitglieder. Kurzfristig sollen verschiedene Rettungsaktionen anlaufen, beispielsweise wird eine Dauerkarte auf Lebenszeit für das Stadion an der Lohmühle angeboten, der Verein hat ein Retterkonto für Spenden eingerichtet und die Fans aufgefordert, weitere Vorschläge für Rettungsmaßnahmen per E-Mail an die Adresse retter@vfb-luebeck.de zu schicken. Zudem sollen Spiele gegen den FC St. Pauli und den Hamburger SV Geld in die Kassen des 89 Jahre alten Vereins spülen.

In der kommenden Spielzeit soll der 36-jährige Kapitän Dietmar Hirsch, der in seiner Laufbahn 196 Bundesliga-Spiele unter anderem für Duisburg und Rostock absolvierte, den Posten des Sportlichen Leiters und Geschäftsstellenleiters übernehmen. Ihm wird die Aufgabe zukommen, die Mannschaft wieder aufzubauen: Bereits neun Profis haben während der Winterpause ihre Verträge aufgelöst, nachdem der Verein die Gehälter für November und Dezember nicht mehr bezahlen konnte.

In der Regionalliga Nord steht der VfB derzeit auf dem vorletzten Platz. Das Zukunftskonzept, mit dem die Vereinsführung um Präsident Wolfgang Piest den Verein in „ruhigeres Fahrwasser“ führen will, sieht für die Saison 2008 / 2009 die Teilnahme in der neuen, dreigeteilten Regionalliga vor – eine Qualifikation für die neue 3. Liga hat der Verein bereits abgeschrieben. KLAUS IRLER