Kabul braucht die Nato

Strategie-Studie: Afghanistan droht ohne Nato-Truppen der staatliche Zerfall. Kritik an deutscher Zurückhaltung

BERLIN dpa/afp/ap ■ Afghanistan droht nach Ansicht des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) der staatliche Zerfall, sollte die Nato die Taliban nicht besiegen. Laut dem IISS-Jahresbericht weist vieles darauf hin, dass sich die Taliban vom umkämpften Süden Afghanistans auf die nördlichen Regionen zubewegen. Deutschland und Frankreich werden ausdrücklich dafür kritisiert, dass sie keine Truppen in die umkämpftesten Gebiete entsenden.

Um die Taliban zu besiegen, müsse sich die internationale Gemeinschaft auf lange Zeit dem Land am Hindukusch verpflichten, heißt es im Bericht. Scheiterten die ausländischen Truppen in Afghanistan, würde dies den Islamismus nicht nur in diesem Land, sondern in vielen anderen Ländern schüren. Es würde „ein gescheiterter Staat“ in einer Region von strategischer Bedeutung entstehen, ein „sicherer Hafen für terroristische Organisationen und Drogenhandel“.

Nach Einschätzung des USA-Beauftragten Karsten Voigt (SPD) muss sich die Bundesregierung auf anhaltende Forderungen nach einem stärkeren Engagement der Bündnispartner in Afghanistan einstellen. Unter einem neuen US-Präsidenten, möglicherweise einem Demokraten, könnte sich der vorhandene Druck noch verstärken, so Voigt.

Exgeneralinspekteur Klaus Naumann sprach sich für eine Ausweitung des Einsatzgebiets der Bundeswehr aus. „Lasten, Risiken und Verantwortung werden solidarisch und gemeinsam getragen, Sonderrollen gibt es nicht“, sagte er. Verteidigungsminister Franz Jung will heute vor der Bundespressekonferenz Rede und Antwort stehen.