Schwieriges Pflaster

Am Ostertorsteinweg werden die Straßenbahnschienen erneuert. Anlieger wollen, dass er danach asphaltiert wird.

Es ist manchmal ein Spagat, im lebendigsten Viertel einer Stadt zu wohnen. Einerseits ist man gerne da, gerade weil es so lebendig ist. Andererseits ist es laut, weil es so lebendig ist. Zugleich Leben haben wollen und Ruhe? Schwierig.

Die Anlieger am Ostertorsteinweg machen diesen Spagat und wittern jetzt ihre Chance. Es könnte ruhiger werden. Dazu müssen sie ihre Ideen zur anstehenden Neugestaltung der Straßenoberfläche durchsetzen. Aber ob sie das schaffen, ist ungewiss.

Ihre Straße wird demnächst zwischen Mozart- und Schildstraße eine Baustelle sein. Die Straßenbahnschienen werden erneuert und so verlegt, dass dort auch breitere Straßenbahnen fahren können. Hansewasser will das dazu nutzen, den Wasserkanal zu sanieren, am Ende wird der Straßenbelag erneuert. Der Beirat ist für Kopfsteinpflaster, eine Koalition aus Anwohnern, Behindertenverbänden, Geschäftsleuten und den Radfahrervertretern des ADFC für Asphalt. Für die Pflasteranhänger sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking, es gehe um Gestaltungsfragen. Die aber seien keine Geschmacksfragen, sondern wichtig für das Gesamtbild: „Die Leute gehen ins Viertel, weil sie ein bestimmtes Bild haben – und dazu gehört das Pflaster“, sagt er und weiß, dass das viele im Viertel auch so sehen.

„Die Asphaltfreunde“, wie Bücking sie nennt, finden, dass es darum nicht gehen dürfe. Gestern hatten sie zu einer Pressekonferenz geladen. Der ADFC-Mann ist für Asphalt, weil die Radfahrer dann zwischen den Gleisen auf einer glatten Fläche fahren könnten. Der Landesbehindertenbeauftragte ist für Asphalt und die Verbreiterung des Gehweges bis an die Schienen, weil mehr Platz für Fußgänger wäre und Rollstuhlfahrer nicht zwischen geöffneten Autotüren, abgestellten Rädern oder Werbetafeln Slalom fahren müssten.

Und dann der Lärm. Gegen den sind sie alle, haben dabei Handelskammer auf ihrer Seite, die Geschäftsleute und, so der Sprecher der „Bürgerinitiative für Asphalt auf dem O-Weg“, einen auf Mallorca lebenden Bremer, der am Ostertorsteinweg vier Häuser besitzt und auch juristische Mittel nicht scheue.

Es wird nichts nützen. Pflaster wird kommen, Asphalt nicht. Nur über Details, sagt Ortsamtsleiter Bücking, könne man reden, wenn es um die Bedürfnisse Behinderter gehe. FEZ