berlinale szene Abenteuer Rock

„Oh yeah, easily“

Wenn einen ausgerechnet am letzten Tag vor der Berlinale eine heimtückische Grippe niederwirft, hilft nur Powerkurierung. Ingwertee, Schüßler-Salze, Glotze an. Der „Abendschau“-Teaser lockt: „Rolling Stones rocken Berlin.“ Da deliriert man sich die vier Rocker schon zurecht, wie sie am Brandenburger Tor ein rockiges Spontanrockkonzert geben. Doch die Nachrichten künden von Lascherem: Gitarrist Keith Richards soll am Flughafen Tempelhof angekommen sein. Er soll zum Regent Hotel gebracht worden sein. Ein verwischtes Paparazzo-Bild zeigt Leute, die aus einem Auto steigen. Ein Kopf wird vom Sender digital umkringelt. Das also ist Keith Richards. Ein Fußgänger vor dem Hotel wird befragt: „Wenn man sich’s richtig überlegt, ist Keith Richards ein B-Promi, oder?“

Die „Abendschau“-Moderatorin spricht hernach: „Zum Einkreischen vor dem Berlinale-Start gibt’s schon heute Roter-Teppich-Alarm.“ Dann wird vors Springer-Haus geschaltet, wo Hörzu die Goldene Kamera verleiht. Als Bill von Tokio Hotel („Beste Musik National“) ins Mikrofon schleimt „Das ist echt schon sehr, sehr fett“, muss auf Video umgeschaltet werden.

In der Doku „The Continuing Adventures of the Rolling Stones“ gibt es eine tolle Szene. Mick Jagger 1971, er trägt das Haar wallend und grünen Glitzer auf der Stirn. Interviewer: „Can you imagine yourself at the age of 60 doing what you do now?“ Jagger: „Oh yeah, easily.“ Dann mal los.

KIRSTEN RIESSELMANN