berlinale star-album (2): kai wiesinger
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Ohne Geld vom Fernsehen geht im deutschen Kino nichts. Deswegen ist das ZDF auf der Berlinale auch völlig selbstverständlich mit einer eigenen Lounge vertreten, in der Journalisten mit Filmemachern bei Häppchen und Käffchen ungestört über ZDF-Produktionen plaudern können. Am Freitag ging es um „Die Gustloff“, einen Film von Joseph Vilsmaier über den Untergang des gleichnamigen Passagierschiffs 1945, das 10.000 Menschen vor den nahenden Sowjettruppen retten sollte. Der Film wird erzählt aus der Perspektive des Kapitäns Hellmut Kehding, gespielt von Kai Wiesinger.

Mit ihm bin ich verabredet, um über diese Rolle und eine andere zu sprechen, die des Sebastian Britten aus der RTL-Serie „Die Anwälte“, die der Sender im Januar nach nur einer Folge abgesetzt hat. Doch Wiesinger ist kurzfristig erkrankt, Magen-Darm. Als er eine Viertelstunde später immer noch nicht da ist, arrangiert eine ZDF-Dame zur Überbrückung ein Gespräch mit Detlev Buck, der in „Die Gustloff“ eine Nebenrolle spielt und nach ein paar Fotos und einem Plausch an der Bar eigentlich schon wieder auf dem Heimweg war. Er erwarte vier Gäste zur Berlinale, für die er seine Wohnung endlich mal hat herrichten müsse, sagt er, als er sich dann doch noch kurz hinsetzt, um ein paar improvisierte Fragen zu beantworten, zum Beispiel warum Buck in diesem für ihn ziemlich untypischen Film mitspielt. „Multikausale Zusammenhänge“, nuschelt Buck und erzählt von seinem Koautor bei „Männerpension“, Eckhard Theophil, der um ein Haar mit der Gustloff untergegangen wäre.

Kai Wiesinger ist da – und schon im Gespräch mit einer Journalistin! „Jetzt werde ich mal aufräumen“, sagt Buck und geht. Also hin zu Wiesinger, der zur Begrüßung lieber nicht die Hand gibt. Aber nur zehn Minuten, sagt die ZDF-Dame. „Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich in einem Fernseh- oder Kinofilm spiele“, sagt Wiesinger. Nein, die Absetzung von „Die Anwälte“ habe sein Verhältnis zum Fernsehen nicht beschädigt. „Das noch größere Problem haben doch die TV-Macher, die verzweifelt auf der Suche nach ihrem Publikum sind“. Und schon sind die zehn Minuten um. DAVID DENK