der fünfte tag
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„Julia“, der Wettbewerbsfilm von Erick Zonca, in dem Tilda Swinton eine Alkoholikerin darstellt, ist eine ziemliche Katastrophe. Trotzdem möchte man natürlich wissen, wie sich eine Schauspielerin, die sonst so recht feingliedrige Rollen spielt, sich auf eine Rolle vorbereitet hat, die vor allem darin besteht, in der Gosse zu liegen. Gerade weil sie Alkohol nicht besonders möge, behauptete Frau Swinton am Samstag, habe sie eine Alkoholikerin spielen können. „Ich werde nie betrunken, weil ich von Alkohol sofort müde werde und dann einschlafe.“ Eine, ehrlich gesagt, total bizarre Begründung. So was denken sich Leute aus, um es auf Pressekonferenzen zu verkünden. Was man dann gerne durch realistisch klingende Nebensachen ergänzt: Sie sei häufig die Einzige gewesen, die bei Partys nüchtern geblieben sei, und habe die Betrunkenen gut beobachten können. Sie sei dann immer diejenige gewesen, die die Musik leiser gedreht habe, wenn die Polizei kam, und die dann die anderen nach Hause gefahren habe. Was am Ende aber auch egal ist. Der Film taugt nämlich nichts.

Auch die große Punk-Schreckschraube Patti Smith ist bei der Berlinale, sie promotet den Dokumentarfilm „Patti Smith: Dream of Life“, den der Regisseur Steven Sebring gedreht hat. Ein ziemliches Machwerk, für das Sebring, wenn sich Patti Smith bei einer Spoken Word Performance zu Tränen redet, voll verkitschte Bilder von ihr an einem Grab und Bilder von buddhistischen Mönchen dazwischenblendet. Aber, sagt Patti Smith, so sei es nun mal. „Ich mag es, Friedhöfe zu besuchen, weil ich dort etwas Berührendes erlebe.“ In Berlin wolle sie dem Grab des Dichters Bertolt Brecht einen Besuch abstatten. Außerdem interessant: Die Preise für die Verwendung von alten Film- oder Musikausschnitten sind teilweise so hoch, dass Regisseure und Produzenten lieber darauf verzichten. Smith antwortete am Wochenende auf die Frage, warum sie in ihrem Film „Dream Of Life“ so wenige ihrer Hits verwende, es sei ihr und Regisseur schlicht zu teuer, die Rechte an ihren eigenen Liedern zurückzukaufen. So viel Geld hätten sie einfach nicht gehabt.

Was bringt der Montag? Die Ehrung des europäischen „Shooting Star 2008“. Einer dieser Awards, die ständig verliehen werden. In diesem Fall von der European Film Promotion. Er gilt als Karriere-Sprungbrett für den Filmnachwuchs. Daniel Craig, Franka Potente und Daniel Brühl haben ihn auch schon bekommen, und wir alle wissen, was aus ihnen geworden ist! Hannah Herzsprung („Vier Minuten“) und die Rumänin Anamaria Marinca („4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“) sowie sechs weitere Stars werden ihn bekommen.