Bei der IKB-Bank ist nun alles denkbar

Die Mittelstandsbank hat ein neues Milliardenloch. Ihr Weiterbetrieb ist für die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau als Hauptanteilseigner „ein Fass ohne Boden“. Neben der geplanten Zerschlagung kommt inzwischen auch ein Konkurs in Frage

Nach dem am Freitag beschlossenen Rettungspaket für die angeschlagene WestLB sucht das Land Nordrhein-Westfalen nach Finanzierungsmöglichkeiten für die anfallenden Kosten. Erste Teile der Gelder sollen nach dem Willen von Finanzminister Helmut Linssen (CDU) im diesjährigen Nachtragshaushalt untergebracht werden. Aus geplanten Einsparungen und Steuermehreinnahmen könnten für die WestLB 380 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, rechnete Linssen am Montag in Düsseldorf im Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags vor. DPA

AUS BOCHUM ANDREAS WYPUTTA

Die Aktien der Düsseldorfer IKB-Bank sind nach Spekulationen um weitere milliardenschwere Risiken im Portfolio dramatisch eingebrochen. Am Montag stürzte der Kurs der in Frankfurt gehandelten Papiere um 20,25 Prozent auf 4,92 Euro ab. Damit haben sie seit Beginn der US-Immobilienkrise über 80 Prozent oder über 2 Milliarden Euro ihres Werts verloren.

Selbst ein Konkurs des Mittelstandsfinanzierers, an der die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit 38 Prozent beteiligt ist, gilt mittlerweile nicht mehr als undenkbar. „Eine Insolvenz der IKB wäre für uns günstiger als eine Rettung“, erfuhr die taz aus dem Umfeld der KfW. Deren Sprecher, Alexander Mohanty, wollte allerdings lediglich bestätigen, dass für Mittwoch eine Sitzung des KfW-Verwaltungsrats vorgesehen ist, an der auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) als Vorsitzender des Gremiums und sein Stellvertreter, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), teilnehmen werden.

Bereits am Montag soll es nach taz-Informationen zu einem ersten vorbereitenden Treffen der beiden Minister gekommen sein. „Die Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau sind aufgebraucht. Bei einem weiteren Engagement würden wir unseren eigenen Förderauftrag gefährden“, heißt es gleichzeitig aus dem KfW-Umfeld.

Einziges Thema des Ministertreffens dürften neue Bürgschaften für die IKB gewesen sein. Bankenkreise berichten von einer weiteren Deckungslücke von rund 2 Milliarden Euro, die durch eine Neubewertung von Wertpapieren entstanden sei. Damit summiert sich das Gesamtrisiko auf rund 11,5 Milliarden Euro: Innerhalb der Bilanz liegen faule Kredite von nun 3,35 Milliarden Euro. Dazu kommen 8,1 Milliarden, die in der Zweckgesellschaft Rhineland Funding gebündelt wurden.

Rhineland Funding hat sich auf dem US-Immobilienmarkt massiv verspekuliert. Bereits im vergangenen Sommer musste die IKB deshalb unter der Regie des Bundesfinanzministeriums vor der Insolvenz gerettet werden. Durch den drohenden Zusammenbruch des US-Immobiliensmarkts aber scheinen die von der KfW und dem Verband der Privatbanken zur Verfügung gestellten 5,3 Milliarden Euro aufgebraucht. „IKB scheint ein Fass ohne Boden“, so Börsianer.

Ziel des IKB-Hauptaktionärs KfW ist nun die Zerschlagung der Bank. Die KfW fordert Interessenten auf, für den Mittelstandsbereich wie für den risikobelasteten Wertpapierbereich getrennt zu bieten. Auch die Stiftung Industrieforschung und die Privatbank Sal Oppenheim wollen ihre Anteile in Höhe von 12 und 5 Prozent möglichst loswerden.

Zugleich wächst der Druck auf alle Privatbanken: Die sollen sich über ihren Bundesverband BdB mit weiteren 2 Milliarden Euro an der erneuten IKB-Sanierung beteiligen. Noch aber wehren sie sich: Bereits bei der ersten Rettungsaktion waren sie mit über 1 Milliarde dabei. Eine offizielle Stellungnahme lehnt BdB-Sprecher Thomas Schlüter deshalb noch ab.

Unklar bleibt die Rolle des Bundes. Sprecherinnen von Bundeswirtschafts- und Finanzministerium wollen Spekulationen über eine mögliche Stützung der IKB mit Steuermitteln „schon allein aus aktienrechtlichen Gründen“ nicht kommentieren. Bankenkreise dagegen halten eine solche Stützungsaktion für wahrscheinlich: Eine Pleite der deutschen IKB würde das Ansehen des Finanzstandorts Deutschland schwer schädigen und gilt schon allein wegen der bereits im Sommer geflossenen milliardenschweren Förderung durch die KfW als politisch undenkbar.