Yahoo lehnt ab

Dem Aufsichtsrat des Internetportals ist das Übernahmeangebot von Microsoft zu niedrig

BERLIN taz ■ Es hätte so schön sein können: Der Softwarekonzern Microsoft tut sich mit dem Internetportal Yahoo zusammen, um machtvoll gegen den Internet-Giganten Google vorgehen zu können, der der Bill-Gates-Firma seit Jahren eine lange Nase dreht. Doch aus der schnellen Übernahme, die das Suchmaschinen- und Werbegeschäft der beiden Konzerne kombinieren soll, wird nichts. Der Yahoo-Aufsichtsrat lehnte das Angebot am Montag offiziell ab. Microsoft hatte insgesamt 44,1 Milliarden US-Dollar zahlen wollen. Nun wird es wohl zu einer Übernahmeschlacht kommen.

Die Yahoo-Bosse sehen ihre Firma mit dem Angebot „massiv unterbewertet“. Microsoft bietet umgerechnet rund 31 Dollar pro Aktie – 60 Prozent mehr, als der Kurs zum Zeitpunkt der Angebotserstellung betrug. Laut der US-Zeitung Wall Street Journal will Yahoo jedoch mindestens 40 Dollar sehen. Das würde das Angebot um mehr als 12 Milliarden Dollar erhöhen.

Ins Schwitzen würde die Forderung Microsoft finanziell nicht bringen, denn die Firma sitzt mit Produkten wie dem Büropaket Office oder dem weltweit marktführenden Betriebssystem Windows auf Cashcows, die jedes Quartal Milliarden in die Kasse spülen. Dennoch, so hieß es von dem Konzern, werde man für eine Übernahme erstmals größere Anleihen aufnehmen müssen.

Yahoo hat allein 200 Millionen E-Mail-Kunden in der ganzen Welt, steckt aber in einer Krise. 1.000 Mitarbeiter wurden bereits entlassen, die Gewinne schrumpfen. An Google käme Yahoo alleine wohl nicht heran. Andererseits fürchtet man auch, dass die Übernahme durch Microsoft schon aus kartellrechtlichen Gründen nicht funktioniert. Google hatte angedeutet, mit Lobbyarbeit gegen die Entstehung des zweitgrößten Internet-Riesen kämpfen zu wollen.

Es könnte aber auch sein, dass Yahoo noch ein Ass im Ärmel hat: Nach Gerüchten, über die die Times of London am Montag berichtete, soll der Portalbetreiber planen, dem Medienkonzern Time Warner den kleineren Konkurrenten AOL abzunehmen. Damit könnte Yahoo für Microsoft zu groß und zu teuer werden. Time Warner will AOL bereits seit Längerem loswerden, weil dort der Umbau in Richtung Online-Werbegeschäft ins Stocken kam. Würde Yahoo dann auch noch beispielsweise seine Suchmaschinenreklame an Google outsourcen, wäre ein Alternativplan möglich, den Firmenchef Jerry Yang dem Aufsichtsrat präsentieren könnte. BEN SCHWAN