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: Und läuft und läuft und läuft …

Achtung, aufgemerkt! Die freie Presse ist mal wieder vom Aussterben bedroht. Wer ist heute schuld? Die EU-Kommission.

Denn EU-Umweltkommissar Stavros Dimas plant eine kleine, feine Hinweispflicht bei der Autowerbung, die Zeitungen und Zeitschriften gutes Geld in die Kassen spült. Künftig sollen 20 Prozent der Werbefläche für Angaben zu umwelttechnischen Risiken und Nebenwirkungen der angepriesenen Dreckschleudern herhalten.

Umweltbinde? – Igitt, kann man da aus vollsten Verlegerherzen nur sagen. Freie Fahrt für Bürgers Bleifuß, und drunter die Quittung auch noch in groß? Nö, danke, röhrt’s im Lager der Verleger-Lobbyisten, die nun massiv fürchten, „dass die Autoindustrie in andere Werbekanäle abwandert“, wie es der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) treu formuliert. Warum so handzahm, die Autohersteller machen’s vor, wie’s richtig geht. „Das wäre Zensur, wir würden damit massiv in unserer Werbefreiheit beeinträchtigt“, zitiert die Wirtschaftswoche einen VW-Vermarkter namens Sengpiehl. Na bitte, funktioniert doch.

Das bisschen Umwelt macht die Branche kirre? Verständlich, schließlich haben Zeitungen und Zeitschriften allein durch Autowerbung 2006 fast eine Milliarde Euro brutto eingenommen. Die Summe fällt durch übliche Rabatte im Werbegeschäft real zwar etwas niedriger aus, bleibt aber ganz hübsch: In Deutschland sind eben alle irgendwie von der Autoindustrie abhängig.

Dass der Trend zu mehr Umweltbewusstsein geht, ist bei der Schneller-dicker-weiter-Ästhetik der Werbebildchen, die danach trachten, noch jeder Kleinfamilie ein semibolides Renn-SUV anzudrehen, in der Tat nicht zu befürchten. Wobei sich an sich mit guten Umweltwerten – wie niedrigem CO2-Ausstoß und geringem Benzinverbrauch – ja trefflich werben ließe. Die Umweltbinde – oder wie immer das neue vielgehasste Warnstück heißen mag – soll nach EU-Plänen schon Ende des Jahres vorgeschrieben sein. Ob sie viel nützt, wenn sie nur auf gedruckte Werbung beschränkt bleibt, darf getrost bezweifelt werden.

Machen wir also klar Schiff, äh: Auto. In jede Anzeige gehört künftig eine klare Vergleichbarkeit mit umweltfreundlicheren Alternativmodellen, die das beworbene Schätzchen dann im Ernstfall echt alt aussehen lassen. Und natürlich ein generelles Werbeverbot für Autos, die mehr als 130 Gramm CO2 pro Kilometer verblasen. Die fahren dann eh nur noch Verleger. STG