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: Der Obama der Grünen

Volker Beck (Die Grünen) stellt auf seiner Homepage Porträtbilder zur Verfügung – mit einer Bedingung: Nur „zur positiven Berichterstattung“. Nur zu verständlich!

Dieser Mann hat einen langen Weg hinter sich. Schon in den Achtzigern so grün wie noch schwulenbewegt mit ausgesprochen starker Tendenz, die Homoehe schrill als bürgerlich abzulehnen, sitzt er nun im Bundestag, seit 1994, ist Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen. Warum nur das? Der Mann der Aktenberge – warum nur wird er nie genannt für die ganz hohen Aufgaben? Weshalb nennt ihn selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung nicht als Lösung für das Viererbanden-Problem (Künast, Trittin, Roth, Bütikofer) dieser Partei? Dass nämlich er der beste Spitzenkandidat für die Bundestagswahlen im kommenden Jahr wäre? Denn er ist vorzeigbar, die Bilder beweisen es. Er wirkt wie ein wohl geratener Sohn wie Schwiegersohn in einem. Sein Lächeln, das einen gewissen Mona-Lisa-Look andeuten möchte, ist bestrickend, seine textile Auswahl die baumwollene Opposition zur Bürgerschreckhaftigkeit; seine vielleicht gar virtuose Handhabe zweier Handys zur gleichen Zeit lässt ahnen, wie viele Klaviere zu bespielen ihm synchron möglich ist.

Die vertikalisierten Unterarme muten an, als buhle einer furchtlos um die Kraft des Arguments in eigener Sache. „Seht her! Ich bin es, der doch nur Gutes will! Und kein Machtpolitiker sein möchte!“, obwohl seine Kritiker ebendies sagen: Mit gefälliger Körpersprache, die sich nur schwer von gehender Steifheit lösen will, mit Leibsignalen, welche Anmut mit einem Schuss Aggressivität versehen. Und dann dieses smarten Hemden, diese modisch farblosen Brillen. Volker Beck weiß, dass diese Ästhetik des Niemalsschrillen gut wirkt.

Alle Fotografien auf seiner Webseite können als Dokumente gelesen werden. Da fühlt sich einer erfolgreich, der für das ganz Hohe doch nicht erkannt wird. Also bloß keine negativen Geschichten über seine Machtpolitik oder, wie ein Sozialdemokrat einmal sagte, Linkereien und Tricksereien. Aber ein Politiker, der sich auf diese bösen Anteile im Job nicht verstünde, sollte lieber kellnern und nicht kochen.

Beck ist ein Guter. Er wird ernsthaft für die Joschka-Fischer-Spitzennachfolge gehandelt. Kein Scherz. Er könnte, diese Fotos legen es nahe, der Obama der Grünen werden. JAF