Die Linke übernimmt

Eine Diskussion mit Gregor Gysi sorgt für Ärger bei der Gewerkschaft GEW – die zieht sich als Veranstalter zurück

Darf die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kurz vor der Wahl eine Diskussion veranstalten, bei der der Linkspartei-Vorsitzende Gregor Gysi auftritt? Offenbar nicht: „Es gab heftige Proteste eines Teils der Mitglieder“, sagt der Hamburger GEW-Vorsitzende Klaus Bullan, der zugleich Mitglied der Linkspartei ist. Man habe ihm vorgeworfen, sich mit dem Auftritt Gysis zu dessen Gunsten in den Wahlkampf einzumischen. „Den Eindruck“, sagt Bullan, „wollten wir nicht erwecken.“

Die Diskussion am Freitagabend in der Patriotischen Gesellschaft war als Gegenveranstaltung zum gleichzeitigen senats-offiziellen Matthiae-Mahl geplant. Neben Gysi waren der Hamburger Reeder Peter Krämer und der ehemalige Präsident der Handwerkskammer, Jürgen Hogeforster, geladen, um über „Bildung und soziale Gerechtigkeit“ zu sprechen. „Wir haben das im Vorfeld falsch eingeschätzt“, sagt Bullan nun. Die Gewerkschaft müsse „parteipolitisch unabhängig und neutral“ bleiben.

Aus Protest gegen die Veranstaltung war der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Wilfried Maier am Mittwoch aus der GEW ausgetreten. Tags zuvor hatten GEW-Mitglieder aus dem Landesinstitut für Lehrerbildung in einem offenen Brief gedroht, die Gewerkschaftsführung riskiere, „dass wir unsere Solidarität mit der GEW aufkündigen“. Erstunterzeichner des Briefes ist der Pädagoge Rolf Deutschmann – auch er Mitglied der Grünen.

Bei der Linkspartei, von der die Diskussionsveranstaltung nun offiziell veranstaltet wird, spricht man darum inzwischen davon, die GAL habe „Druck von rechts“ gemacht. Insbesondere Spitzenkandidatin Christa Goetsch habe sich eingeschaltet.

Das sei „ein Missverständnis“, sagt GAL-Sprecher Armin Oertel. Die Kritik sei nicht von der GAL gekommen, sondern von GEW-Mitgliedern, von denen einige in der GAL seien, andere wiederum in der SPD oder in gar keiner Partei. Goetsch, als ehemalige Lehrerin ebenfalls GEW-Mitglied, habe zu Gewerkschafts-Chef Bullan „ein gutes Verhältnis“.

Bullan wiederum sagt, dass die Kritik tatsächlich nur von innen kam. Allerdings hätten sich Mitglieder aus dem GAL-Umfeld in der GEW, darunter auch Christa Goetsch, „besonders stark gemacht“. WIE