Panik vor Gelbfieber in Paraguay

Die Regierung ruft den Notstand aus, doch womöglich handelt es sich nur um ein Ablenkungsmanöver

BUENOS AIRES taz ■ „Ich bitte um Impfstoff.“ Paraguays Präsident Nicanor Duarte rief am Freitag den Notstand wegen Gelbfiebers aus und bat um internationale Hilfe. Im ganzen Land gibt es kaum noch Impfstoff. Die Krankenhäuser der Hauptstadt Asunción sind dem Ansturm nicht mehr gewachsen. Abgewiesene Menschen veranstalten Straßenblockaden und Proteste.

Die Angst unter den Hauptstadtbewohnern war ausgebrochen, als lokale Medien von zwei Todesfällen in der 13 Kilometer entfernten Stadt San Lorenzo berichteten. Bisher haben die Behörden sechs Fälle von Gelbfieber im Norden des Landes bestätigt, nicht aber, dass die beiden Personen in San Lorenzo an dem gefährlichen Tropenfieber gestorben sind.

Mit dem zunächst 90 Tage dauernden Notstand will die Regierung eine Gelbfieberepidemie in dem südamerikanischen Land verhindern. Aus Brasilien und Peru trafen bereits 150.000 Impfdosen ein. Brasilien sagte weitere 800.000 Dosen zu.

Obwohl noch keine Bestätigung über eine Gelbfiebererkrankung als Todesursache vorliegt, setzte der Run auf die Impfstationen ein. Kritiker, wie der Soziologe Tomás Palau von der Nichtregierungsorganisation „Base for Social Research“ sprechen jedoch von bewusst geschürter Panik: „Regierung und Medien wollen von den ernsten Problemen des Landes im Vorfeld der Präsidentschaftswahl im April ablenken“, zitiert die argentinische Tageszeitung Página 12 den Soziologen.

Gelbfieber ist eine von Moskitos übertragene Virusinfektion. Die Infizierten leiden unter hohem Fieber und werden gelb wie bei Hepatitis. Es kann zu starken Blutungen kommen. Jährlich erkranken weltweit 200.000 Menschen, vor allem in Afrika. 30.000 sterben daran. Zuletzt war Gelbfieber in Paraguay vor 34 Jahren aufgetreten. Für die Ausbreitung des Virus ist die Moskitoart Aedes aegypti verantwortlich, die auch Dengue-Fieber überträgt. 2007 erkrankten daran in Paraguay mehr als 60.000 Menschen.

Das Gesundheitsministerium spielte damals die Dengue-Fälle systematisch herunter. Gegen Dengue ist keine Impfung möglich, jedoch gegen Gelbfieber. Und so stehen viele seit Tagen bei den Gesundheitszentren um eine Impfung an. Argentinische Hospitäler in Grenznähe werden von Paraguayern überlaufen. Zu Tausenden kommen sie in die 50.000-Einwohner-Stadt Clorinda in der argentinischen Nordprovinz Formosa. Die dortigen Behörden lösten wegen des Andrangs bereits Gesundheitsalarm aus. In Argentinien sind bisher noch keine Fälle von Gelbfieber bei Menschen aufgetreten. Lediglich zwei Affen in einem Naturpark der Provinz Misiones fielen dem Gelbfiebervirus zum Opfer. JÜRGEN VOGT