Schon wieder vorbei

Filmleben

Die Berlinale war weg und ich konnte mich nicht von ihr trennen. Eigentlich hatte es mehrmals Abschied gegeben; die Forumsparty am Donnerstag, ein Sekttrinken mit Kollegen am Freitag, mein letzter Berlinale-Besuch am Samstagnachmittag. Und einmal hatte ein Nachmittagsjob meinen Berlinalealltag unterbrochen und ich musste deshalb fünf Minuten vor Schluss aus einem sehr schönen italienischen Film raus.

Wieder erholt von den Sinnlosigkeitsgefühlen, die den Samstag vergifteten, denke ich zurück: wie wir bei der Forumsparty am Donnerstag zusammenstanden. Vor der Volksbühne um halb vier morgens. Wie der polnische Dokumentarist Kornel Miglus betrunken stundenlang auf den polnischen Animationsfilmer Mariusz Wilczyński eingeredet hatte, einen Film über Immanuel Kant zu drehen. Wie Mariusz immer wieder gesagt hatte, nein, er wolle doch lieber „Meister und Margherita“ machen. Wir hatten uns totgelacht und dann war die schöne Alexandra vom Andrzej-Wajda-Team zum Berlinalepalast gefahren, um ganz allein in einer Testaufführung „Katyn“ zu gucken, weil später ja nichts schiefgehen durfte.

Plötzlich war Ju wieder dagewesen, die mir vor elf Jahren so ein tolles Interview über Jugend, Techno und Drogen gegeben hatte und nun an der dffb studiert. Do hatte gesagt „may I introduce you to …“, doch ich war schon auf dem Sprung woandershin gewesen. Leider war der Text, der davon handeln sollte, dass meine wichtigsten Kinoleute weiblich sind, nicht fertig geworden. Lustig war noch gewesen, wie der Forumsmitarbeiter im Cubix den Filmemacher Benjamin Gilmour vorgestellt hatte: „Good evening and a warm applause for Mr. David Gilmour.“

DETLEF KUHLBRODT