Rote Rosen von der Frau, die Koch besiegte

Die hessische SPD-Spitzenfrau Andrea Ypsilanti macht in Schleswig-Holstein Wahlkampf für ihre Freundin Kristin Alheit. Die Hamburgerin will Bürgermeisterin in der Kreisstadt Pinneberg werden und glänzt mit prominenten Unterstützern

Ihre Antwort ist immer die gleiche, wenn sie gefragt wird, warum sie hier sei, in Pinneberg. „Ich mache Werbung für Ihre künftige Bürgermeisterin“, lächelt Andrea Ypsilanti und verschenkt eine rote Rose. Kristin Alheit heißt die Kandidatin der SPD für den Posten der Verwaltungschefin bei der Wahl am 27. April, und sie bringt Glanz in die Kreisstadt westlich von Hamburg.

Vor zwei Wochen kämpfte Olaf Scholz hier für sie, der Bundesarbeitsminister aus dem Hamburger Bundestagswahlkreis Altona. Dort war Alheit lange Jahre Vorsitzende, bis sie im Dezember das Amt niederlegte, „damit ich mich ganz auf meine Kandidatur in Pinneberg konzentrieren kann“.

Und gestern nun kam Andrea Ypsilanti auf den Wochenmarkt in der Fußgängerzone, und manchen zweifelnden PinnebergerInnen muss sie versichern, „wirklich die aus dem Fernsehen“ zu sein, und wenn eine Frau sie fragt, ob sie tatsächlich die sei, „die diesen unsympathischen Herrn Koch besiegt hat“, dann wird ihr strahlendes Lächeln noch breiter. „Und jetzt will ich hier Kristin helfen“, sagt sie, denn die sei hoch kompetent und engagiert und zuverlässig und genau die richtige für das höchste Amt in der siebtgrößten Stadt Schleswig-Holsteins.

Im Studium haben sich Alheit und Ypsilanti kennen gelernt, vor zwei Jahrzehnten in Frankfurt. Mitte der 90er Jahre arbeiteten sie beide in der hessischen Landesregierung in Wiesbaden und damals entstand das, was Alheit „eine enge persönliche Freundschaft“ nennt. Und jetzt kommt die prominente Freundin in die 40.000-Einwohner zählende Stadt an der Pinnau und ist dem Nieselregen zum Trotz einfach nur nett.

Es sind hauptsächlich Frauen unterwegs auf dem Wochenmarkt und da haben Alheit und Ypsilanti, die beiden Frohnaturen, leichtes Spiel. Soviel über Kerle wie Koch geätzt und ansonsten gestrahlt und gelacht und gescherzt wurde noch selten im Wahlkampf, und nicht nur in Pinneberg.

Zu Hessen und Hamburg möchte Ypsilanti am liebsten nichts sagen. Aber sie „bastele“ an einer SPD-geführten Regierung, das schon, Genaueres nächste Woche. Denn so viel sei klar: „Koch wurde abgewählt und ich will Ministerpräsidentin werden.“ Und ihrem Hamburger Genossen Michael Naumann könne sie nur raten, „bis zur letzten Minute zu kämpfen“. Das wird sie selbst am Freitagabend auch tun, in Hamburg beim Wahlkampffinale der SPD unter offenem Himmel, aus dem es wahrscheinlich wieder nieseln wird. Sven-Michael Veit