Gregors Sternstunde

Wahlkampfabschluss der Linken mobilisiert 1.000 Anhänger. Gysi erteilt offenen Wahllisten eine Absage.

Mit einem gemeinsamen Auftritt von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine hat die Hamburger Linke am Mittwochabend ihr Wahlkampffinale vor knapp 1.000 erschienen Partei-Anhängern gegeben. Für rund 200 Personen blieben wegen Überfüllung die Türen der Altonaer Fabrik geschlossen.

Während auf der NDR-Hamburg-Welle die Astro-Sendung „Gregors Sternstunden“ begann, spulte Gysi unter tosendem Applaus ein rethorisches Feuerwerk ab und kritisierte dabei vor allem die staatliche Privatisierungspolitik. Danach betonte der Fraktionschef vor allem die Auswirkungen eines erfolgreichen Abschneidens der Hamburger Linken für die bundespolitische Landschaft: „Wenn wir in die Bürgerschaft einziehen, wird die Linke sich wieder ein Stück davon entfernt haben, eine reine Ostpartei zu sein.“

Schon jetzt hätten die Wahlerfolge der Linken „der Bildungspolitik und der sozialen Frage einen neuen Stellenwert“ in der politischen Debatte eingeräumt. Unter Applaus der Zuhörer sagte Gysi: „Wir haben die Wirrungen der SPD und der Grünen gesteigert und diese Wirrungen haben sich beide Parteien verdient“.

Dabei appellierte der Berliner Politiker auch an traditionell rot-grüne Wähler, diesmal ihr Kreuz bei der Linken zu machen: „Wer will, dass die Grünen wieder friedenspolitischer und die Sozialdemokraten wieder sozialdemokratischer werden, muss jetzt die Linke wählen.“

Der taz sagte Gysi, dass „allein der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde“ der Maßstab eines Hamburger Wahlerfolges sei: „Wir wollen den Einzug in die Bürgerschaft schaffen und werden wie alle anderen Parteien auch unter 50 Prozent bleiben.“

Den offenen Wahllisten unter Einschluss von DKP-Kandidaten erteilte er eine deutliche Absage: „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Modell keine Zukunft hat.“ Gysi erklärte, die Linke müsse bei Wahlen „als eigene Partei auftreten, die zwar mal einen Parteilosen mit auf ihre Liste nehmen“ könne, nicht aber „den Kandidaten anderer Parteien ins Parlament verhelfen“ solle.

Mit dem Hamburger DKP-Chef Olaf Harms, der auf Platz zehn der Bürgerschaftsliste der Linken kandidiert, habe er aber „kein Problem“, so Gysi: „Ich bin mir sicher, dass Harms sich gut in die Arbeit der Fraktion einordnet.“ MARCO CARINI

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