Hier ist DIE LINKE

Sind sie Ewiggestrige, gefährliche Kommunisten oder doch das neue soziale Gewissen? Die taz stellt die frisch gewählten Abgeordneten der Linken im niedersächsischen Landtag vor. Und schon gibt es ein Problem: Es sind nur noch zehn. Von Kai Schöneberg

Westausdehnung gelungen, aber ein Start mit Schrammen: Überraschend gesiegt haben die Niedersachsen-Linken bei der Wahl vor vier Wochen. 7,1 Prozent oder 240.000 Wähler machten ihr Kreuzchen bei den Dunkelroten. Erst im Herbst waren sie aus WASG und Linkspartei fusioniert.

Doch schon bevor der Landtag in Hannover am Dienstag zum ersten Mal zusammenkommt, gibt es Krach: Die erste Landtagsabgeordnete mit einem Parteibuch der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) bringt die Polit-Neulinge bundesweit in die Schlagzeilen: Stasi und Mauerbau – gar nicht so schlimm?

Der Chef der Landespartei, Diether Dehm, ist auch in den eigenen Reihen unter Beschuss, weil er die Öffnung der Listen für die DKP offensiv betrieben hatte. Die Kooperation mit der DKP-Frau Christel Wegner wurde beendet, aus elf Abgeordneten wurden zehn. Ist das erst der Anfang des Linken-Klamauks, fragen sich alle von den Grünen bis hin zur CDU. Die Christdemokraten zeigten besonders harte Kante gegenüber den „Kommunisten“ und „Ewiggestrigen“. Innenminister Schünemann sieht in der Linken gar „eine Gefahr für die Demokratie“ und lässt sie weiter vom Verfassungsschutz beobachten. Die Links-Parlamentarier hoffen, nun endlich über ihre Themen streiten zu können: gegen Armut und Privatisierung, für gerechtere Bildung. In einem Landtag hat noch keiner der zehn gesessen. Viele sind politisch unbeleckt, geben offen zu, von ihrem Arbeitsgebiet keine Ahnung zu haben. Ist da noch Potenzial? Wer sind diese Linken?