Der Vergleich ist falsch

betr.: „Sein Kampf“, taz vom 18. 2. 08

Der Vergleich der Studenten von 68 mit den Nazis ist vor allem deswegen falsch, weil sehr verschiedene, sich teils widersprechende Gruppen existierten. Als Student 1966–1968 in Berlin ärgerte ich mich schon damals über die vereinfachenden Darstellungen vieler Journalisten, die nunmehr Historikern als Quellen dienen. Als Mitglieder des SHB kritisierten wir Dutschke und Genossen für ihre verbale Eskalation, die nun einer ganzen Generation angehängt wird. Anders als bei Nazis ging es um eine antiautoritäre Kultur, kritische Wissenschaft und menschendienliche Praxis. Maoisten und Kommunarden – Lieblinge der Medien bis heute! – wurden als Spinner verlacht. Übrigens hörte bei vielen der Geschichtsunterricht mit 1914 auf, weshalb die zahlreichen „Faschismusanalysen“ notwendige Aufarbeitung der Vergangenheit waren. Und was den angeblichen Antisemitismus der 68er betrifft: Wie viele andere ging ich im Herbst des Jahres zur Aufbauhilfe in einen Kibbuz nach Israel.

WOLFGANG WAGNER, Bad Boll