Die „Bäckchen“ können kommen

Der Erfolg der am Sonntag zu Ende gehenden „Paula“-Ausstellung gibt der Kunsthalle den letzten Schub, um die lang geplante Erweiterung zu realisieren. Im Herbst soll der Umbau beginnen

Von Henning Bleyl

Umbau und Erweiterung der Bremer Kunsthalle sind offenbar in trockenen Tüchern. Bis auf „kleinere Formalitäten“ sei die Kostenübernahme für das seit langem geplante Projekt gesichert, erklärt Kunsthallendirektor Wulf Herzogenrath. Jeweils ein Drittel sollen der Bund, Bremen sowie der Kunstverein selbst tragen. Über die Gesamtsumme wollte Herzogenrath gestern am Rand der „Paula“-Ausstellungsbilanz keine Angaben machen. Bislang war von etwa 30 Millionen Euro die Rede.

Kultursenator und Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) bestätigt, dass er sich mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) in den Räumen der Kunsthalle „per Handschlag“ auf die jeweilige Beteiligung geeinigt habe. Die erste Tranche des Bremer Drittels werde in den im April zu verabschiedenden Doppelhaushalt 2008/09 eingestellt. Neumann muss noch die Verabschiedung seines Etats für 2009 im Bundestag abwarten.

Herzogenrath bedankte sich „ausdrücklich bei dieser Koalition“ – vor dem Regierungswechsel war das Thema Kunsthallenerweiterung immer wieder auf die lange Bank geschoben worden. Nun aber soll bereits im Herbst mit den Bauarbeiten begonnen werden, für die das Haus nach Angaben von Kunsthallen-Geschäftsführer Hans Diers für zwei Jahre weitgehend geschlossen werden muss.

Der Plan einer so genannten „Bäckchen“-Lösung liegt seit dem 2005 europaweit durchgeführten Architekten-Wettbewerb in der Schublade. Demnach soll es nach dem Abriss des derzeitigen, zum Marcks-Haus hin gelegenen Anbaus eine Erweiterung an beiden Flanken des Gebäudes geben. Ziel ist, neben einer Erweiterung der Ausstellungsfläche um 850 Quadratmeter, Raum für dringend benötigte Depots, Restaurierungswerkstätten, Museumspädagogik und vor allem Sicherheitsvorkehrungen zu schaffen – etwa in Gestalt einer witterungsunabhängigen Anliefer-Schleuse. Der Kunstverein hatte wiederholt davor gewarnt, andernfalls wegen beständig steigender Auflagen von Versicherungen und Leihgebern keine Großausstellungen mehr durchführen zu können.

„Paula in Paris“ wird bei der Finissage am Sonntag rund 220.000 BesucherInnen gehabt haben, 70.000 mehr als betriebswirtschaftlich notwenig. Das sind zwar 10.000 weniger als bei der letzten Großausstellung (Monet), dafür kamen mit 83 Prozent mehr denn je von außerhalb. Daraus errechnet sich nach Angaben der Handelskammer ein Zusatz-Umsatz in Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie von etwa acht Millionen Euro.

Herzogenrath betont neben dem kunstwissenschaftlichen auch den pädagogischen Erfolg der Ausstellung: Mehr als ein Drittel der Bremer SchülerInnen aller Altersstufen habe die Ausstellung besucht, 3.000 Führungen gab es. Und: Mit einer im kommenden Jahr in der New Yorker „Neuen Galerie“ startenden Wanderausstellung schafft Paula Modersohn-Becker erstmals den Sprung über den großen Teich.

Ähnliche Erfolgsdaten liefern die Parallelausstellungen, für die gemeinsam geworben wurde. Mit 108.000 BesucherInnen hatten die „Leben!“-Projekte der Worpsweder Kultureinrichtungen fast doppelt so viele BesucherInnen wie erwartet, im Paula Modersohn-Becker Museum in der Böttcherstraße waren es 70.000 statt der erwarteten 40.000 – von denen fast jeder zehnte einen Katalog kaufte. Jeder zweite betrat der Statistik zufolge das Haus zum ersten Mal.

Lediglich die Initiative des „Lindenstraße“-Schauspielers Georg Uecker, den Bremer Airport nach Paula Modersohn-Becker zu benennen, ist bislang keine Erfolgs-Story. Herzogenrath: „Der Flughafen-Chef hat bis heute nicht reagiert.“