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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Jaja, schon klar, eigentlich werden an dieser Stelle keine Filme angekündigt. Warum auch, „alternatives Fernsehen“ bleibt Fernsehen und ist kaum mehr. Dennoch: Am Dienstag wird in der Bödikerstraße 9 der Film „Die Ritterinnen“ gezeigt, der zunächst einmal etwas Lobenswertes versucht, nämlich Geschichte zu bewahren. In diesem Fall wird die autonome Frauen-WG in der Fabrik namens Ritterhof präsentiert, die es dort Ende der Achtziger gab, noch dazu von Barbara Teufel, die selbst dort lebte. Aber dieser Film ist, gerade weil Teufel als selbst Betroffene alle Errungenschaften der politischen Filmemacherei ignoriert hat, zu einem recht schlimmen Kitschstück geworden, in dem Identifikation die Reflexion ersetzt. Wer Vorbilder sucht, kriegt hier welche angeboten. Wer Kritik will, kriegt nichts. Am Mittwoch wird in der Baiz über „Anarchistische Gruppen in Berlin seit 1945“ gesprochen, diesmal sogar nur über Gruppen, die ab 1980 entstanden sind. Auch hier wird wohl die Identifikation die Kritik überwiegen. Am Donnerstag dann etwas, was noch schlimmer ist als die „Ritterinnen“. Unter dem Obertitel „Rude movies for rude times“ wird in der Fehre 6 der Film „Quadrophenia“ gezeigt. Rude Movie? Ein Film, der den Selbstmord vorschlägt für den Fall, dass man erkennt, das Sting wie Sting ist? Kinder, der Film ist genauso „rude“ wie Tanzfilme mit Fred Astaire! Am Freitag dann stellt Christian Siefke im Systemfehler ein Modell vor, mit dem alle Widersprüche ausgeschaltet werden, die der Linken bislang Kopfzerbrechen bereiteten. Hat er das Perpetuum Mobile erfunden? Nein, ein Modell, das eine nichtkapitalistische Tauschgesellschaft errichten hilft, in der jeder seins und jede ihrs machen kann. Klingt allzu abenteuerlich? Ist es auch. Schauen wir mal, was Siefke berichtet, ob es also ein neuer Orgonkasten ist oder tatsächlich doch eine brauchbare Theorie.

Ritterinnen: Bödikerstr. 9, Di., 21 Uhr

Anarchie: Baiz, Christinenstr. 2, Mi., 19 Uhr

Rude Movie: Fehre 6, Fehrbelliner Str. 6, Do., 20 Uhr

Widersprüche: Systemfehler, Scharnweberstr. 29, Fr., 19.30 Uhr