Leiharbeit beim Sozialen Dienst

Bezirk Harburg setzt Zeitarbeitskräfte ein, um kranke Mitarbeiter zu ersetzen. Gewerkschaft Ver.di ist empört

Der Bezirk Harburg beschäftigt bei seinen Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) seit Januar offenbar zwei Leiharbeitskräfte. Das berichtet Sieglinde Frieß, zuständige Sekretärin bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di: „Es ist zum ersten Mal, dass in diesem sensiblen Bereich auf diese Weise Personal aufgestockt wird“, sagt sie. „Das darf auf keinen Fall Schule machen.“

Der Personalbedarf scheint indes unbestritten: Seit dem Hungertod des Mädchens Jessica im Frühjahr 2005 habe sich die Situation der Jugendämter nicht verbessert, sagt Frieß – es seien nur mehr Aufgaben für die Mitarbeiter hinzu gekommen. „Für die Sicherheit der Kinder brauchen wir mindestens 100 Stellen und zwar sofort“, fordert die Gewerkschafterin.

Der stellvertretende Bezirksamtsleiter Dierk Trispel verteidigt die Maßnahme. „Wir haben leider langfristige Krankheitsausfälle, da muss man reagieren.“ Insgesamt wolle man vier Zeitarbeiter für 27 Wochen engagieren, um die Personalstärke von 35 Mitarbeitern zu halten. „Es geht uns um den Schutz des Kindeswohls“, sagt Trispel. „Wir hätten eher Lob als Tadel erwartet.“ Es handle sich um junge, qualifizierte Sozialarbeiter, die gut integriert seien. Zwar verdienten sie wohl weniger Geld, hätten aber „Gelegenheit, in ein späteres Tätigkeitsfeld hinein zu schnuppern“.

„Man braucht beim ASD mindestens ein halbes Jahr, um eine vertrauensvolle Ebene zur Klientel herzustellen“, hält Frieß dagegen. Für besser hält sie es, bei der Stellenbesetzung ein Polster für Krankheitsfälle einzuplanen. Das tue etwa der Bezirk Wandsbek. KAJ