Prozessmarathon für Osmani

Der Prozess gegen Investor Burim Osmani ist in Würzburg abgeschlossen worden: drei Jahre Gefängnis. Damit kann das Verfahren gegen ihn und seinen Bruder Bashkim in Hamburg beginnen

VON KAI VON APPEN

Der Countdown zu einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse läuft: Das Landgericht Würzburg verurteilte gestern den Geschäftsmann Burim Osmani wegen Beihilfe zum Betrug in einem besonders schweren Fall zu drei Jahren Gefängnis. Damit steht dem Prozessbeginn in Hamburg gegen den 43-Jährigen und seinen Bruder Bashkim wegen Anstiftung und Beihilfe zu schwerer Untreue am 4. März nichts mehr im Wege.

Ursprünglich war das Verfahren gegen die Osmani-Brüder vom Landgericht Hamburg für Anfang Februar angesetzt worden. Es musste jedoch wegen des Würzburger Verfahrens verschoben werden. Gestern ging nun nach acht Monaten Verfahrensdauer alles ratzfatz: Plädoyers der Staatsanwaltschaft, Freispruchsantrag des Verteidigers, Urteil.

Das Gericht hielt Osmani der betrügerischen Machenschaften beim Bau einer Seniorenresidenz für überführt. Er habe zum Schein 33 Seniorenwohnungen gekauft, damit ein Schweinfurter Investor einen Bank-Kredit von zehn Millionen Euro erhalten konnte. Tatsächlich soll zuvor der Rückkauf vereinbart worden sein, wofür Osmani nach Überzeugung des Gerichts 500.000 Euro kassiert hat.

In Hamburg könnte nun der Absturz des Familien-Imperiums besiegelt werden, das einen kometenhaften Aufstieg in die feine Gesellschaft hingelegt hatte. Der Legende nach war zuerst Quazim „Felix“ Osmani Anfang der achtziger Jahre mit einer Tüte voller Habseligkeiten aus dem Kosovo-Städtchen Djakovica nach Hamburg gekommen, bevor sein Bruder Burim folgte.

Burim jobbte zunächst als Kellner und legte dann eine schnelle geheimnisvolle Immobilienkarriere hin. Er kaufte über die Jahre Lokale in der City und Nachtclubs auf dem Kiez. Ihm gehört ein riesiges Immobilien-areal im Rotlichtbezirk.

Bashkim betätigte sich als Gastronom. Unter anderem pachtete er 1990 die Abschleppdisco Pupasch an den Landungsbrücken. Die Osmanis bauten gute Kontakte in die Politik auf. Ex-Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) war nach seinem Ausscheiden aus dem Senat für die Osmanis als Berater tätig.

Der Höhenflug der Familie erlitt den ersten Dämpfer, als Burim am 9. Mai 2006 verhaftet wurde, da er nach Ermittlungen der Polizei von der Lauenburger Volksbank zu Unrecht 22 Millionen Euro Kredite erhalten haben soll. Der Absturz setze sich fort, als im Oktober 2006 bei der Familie und engsten Geschäftspartnern Razzien durchgeführt wurden. Vorwurf: „Bildung einer kriminellen Vereinigung.“

Wenn Burim und Bashkim Osmani am Dienstag auf der Anklagebank des Landgerichts Platz nehmen, geht es nur um die Deals mit der Lauenburger Volksbank. Beiden wird vorgeworfen, Bankdirektor Carsten Heitmann und das Ex-Aufsichtsratsmitglied Hauke Hillmer angestiftet zu haben, ihnen über Strohmänner faule Kredite für ein Bauprojekt im kroatischen Skopje zu gewähren. Heitmann und Hillmer sind vor drei Monaten wegen Untreue zu viereinhalb und drei Jahren Haft verurteilt worden.

Während Burim Osmani Dienstag wohl in Handschellen vorgeführt wird, kommt Bashkim durch den Vordereingang, obwohl sich der per internationalem Haftbefehl Gesuchte nach Kroatien abgesetzt hatte. Während die Staatsanwaltschaft von einer Flucht ausgegangen war, beteuerte Bashkim in Interviews mit Medien stets, nur Geschäfte abwickeln zu wollen – so auch im Hamburg Journal am Rande des Fußball-Uefa-Cup-Spiels HSV gegen Zagreb Ende 2007. Tatsächlich stellte sich Bashkim Osmani Anfang Februar den Hamburger Behörden, nachdem sein Anwalt Thomas Bliwier „sicheres Geleit“ ausgehandelt hatte. Gegen eine Kaution von 600.000 Euro ist der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt worden.