hamburg heute
: Alle Gewalt geht vom Volke aus

Der Historiker Michael Wildt stellt die Volksgewalt als Demokratiegaranten in Frage

Im vierten Vortrag der Reihe „Gewalt und Moderne“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung nimmt der Historiker Michael Wildt eine problematische Verbindung in den Blick: die von Volkssouveränität und Gewalt. Egal ob in Hamburg um den verbindlichen Volksentscheid gerungen wird, oder Russlands Regierungsspitze in der Kritik steht: In der Diskussion um Demokratie und ihre Defizite fürchtet vor allem eine abstrakte Größe um seine Macht: „das Volk“. Und manchmal wehrt es sich auch.

Doch zwischen friedlichen Demonstrationen und eskalierenden Volksaufständen besteht ein großer Unterschied. Und wer ist das Volk eigentlich? Ab wann ist ein Volksaufstand nur noch getarnter Terror? Diese Fragen versucht Wildt, neben seiner Lehrtätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich „Theorie und Geschichte der Gewalt“ des Instituts, zu beantworten. In seinem Vortrag mit dem Titel „Gewalt und Volk. Geht alle Gewalt vom Volke aus?“ rückt er die Volksgewalt als Schattenseite der Demokratie ins Blickfeld, die angesichts zunehmender Ethnisierung zum Quell für gewalttätige Auseinandersetzungen werden könnte.

Die Vortragsreihe läuft noch bis zum 24. April, die heutige Veranstaltung moderiert der Historiker Klaus Naumann. ALW

20 Uhr, Hamburger Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36