hamburger szene
: Bleibt in der Familie

Der Hund, der in der Fastfood-Filiale an der Mundsburg sitzt, sieht aus, als müsse er Struppi heißen. Er ist so groß wie ein Struppi, also knapp übers Knie, und borstig wie ein Struppi. Außerdem ist er eine sie, wie ihr Frauchen mir versichert, und ich guck sie mir genau an, beide, denn sie sehen einander sehr ähnlich. Beide sind blond, einst strenge Frisuren, beide gucken ein wenig zerzaust unter dem blonden Pony hervor, beide neigen den Kopf ein wenig nach unten und haben einen ähnlich durchdringenden Blick.

Bloß dass Daisy, so heißt Struppi nämlich, dazu noch bellt, und das nicht leise. Frauchens Erklärung ist nicht beruhigend: Daisy sei sehr sensibel, sagt sie, Menschen auf Drogen und Alkohol, „das kann sie schon mal gar nicht ab“. Ja aber warum denn dann gerade ich, frage ich mich? Wo ich doch weder noch konsumiert habe?

Auf dem Rückweg vom Klo habe ich neuen Mut gefasst. Ich werde dem Hund beweisen, dass ich nicht drogenabhängig bin. Ich bleibe vor Daisy stehen und sage ihr, dass sie sehr niedlich sei. Ich kann kaum ihr Gesicht sehen, vor lauter weißem Barthaar, das sie daran hindert, mich zu erkennen und sofort loszukläffen. Das bietet mir Gelegenheit, Herrchen anzusehen, der zufrieden auf seinem Stuhl sitzt, seine Hündin bewundert und seinen ebenfalls weißen Bart zwirbelt.

Beim Rausgehen mustere ich sie noch einmal, diese drei leicht verkniffenen, verblüffend ähnlichen Gesichter. REBECCA CLARE SANGER