Bülent Ciftlik, SPD-Abgeordneter von Altona
: Der Mann, der von Al Gore lernte

BÜLENT CIFTLIK, 35, galt als versierter Rechtsaußen – beim Fußball-Bezirksligisten BV 19 Bahrenfeld. FOTO: DPA

Bülent Ciftlik ist straight. Der 35-Jährige gehört zu den Menschen, die nichts gern dem Zufall überlassen. Und wenn er sich etwas vorgenommen hat, dann kann er keulen wie nur wenige. Der Vorstandsreferent der Hamburger SPD hat zwei Wahlkämpfe gemanagt: den seiner Partei – und in seiner Freizeit seinen eigenen.

Bülent Ciftlik hat ein Direktmandat errungen, in Hamburg-Altona, wo er geboren wurde, aufwuchs und lebt. Erfolgreich war er mit Methoden, die er in den USA gelernt hat – im Team des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore. Da war er im Jahr 2000, nachdem er sein Studium in Politologie und Kriminologie an der Kansas State University abgeschlossen hatte.

„Ich habe Hausbesuche ohne Ende gemacht“, sagt Bülent Ciftlik jetzt über seinen Wahlkampf in Altona, mindestens 7.000, abends und fast jedes Wochenende, neun Monate lang. Im Mai vorigen Jahres startete er seine Tour. „Ich war erstaunt, wie erstaunt die Menschen waren, dass ich zu ihnen komme“, sagt er. „In der politischen Kultur ist es nicht vorgesehen, dass sich der Politiker zu den Wählern begibt.“

Vom neuen Hamburger Wahlrecht, das erstmals persönliche Kandidaturen in Wahlkreisen vorsah, hat Bülent Ciftlik profitiert. Diese neue Möglichkeit hat der Sohn türkischer Einwanderer, den seine Partei in Altona nur auf Platz vier führte, konsequent für sich genutzt. Sein Lohn: Mit fast 16.000 Stimmen und großem Vorsprung holte er eines von zwei Direktmandaten für die SPD vor der Spitzenkandidatin im Wahlkreis, Britta Ernst, der prominenten Schulpolitikerin, die bei einer Regierungsbeteiligung der SPD Bildungs- oder Sozialsenatorin werden dürfte. Der Verlierer ist der auf Rang zwei vorgeschlagene ehemalige Fraktionschef Walter Zuckerer. Der 60-Jährige bekam mit knapp 8.000 Stimmen nur etwa halb so viele wie Ciftlik.

Politik müsse „vor Ort passieren und greifbar sein“, sagt Ciftlik. Dafür stehe er, das habe er den Menschen versprochen, die er um ihr Votum bat. Das Versprechen sollte er nun auch halten. Denn in vier Jahren muss er ihnen Rechenschaft ablegen. Vor Ort, in seinem Viertel, er persönlich. SVEN-MICHAEL VEIT