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: Eine Sinfonie für den Derwisch

Der Brite Benjamin Wallfisch hat die Poesie eines islamischen Mystikers vertont

Seine Verse lesen sich wie reine Liebeslyrik, aber er meint die Liebe zu Gott: Mit dem islamischen Mystiker Dschalal ad-Din Rumi aus dem 13. Jahrhundert hat der 28-jährige britische Komponist Benjamin Wallfisch einen würdigen Protagonisten für seine jüngste Komposition gewählt: „The Torrent Leaves“ heißt das Stück, das er im Auftrag der Hamburger Sinfoniker zu deren 50. Geburtstag schrieb.

Heute wird es uraufgeführt, und man wird vor allem Blas- und Percussioninstrumente hören. Wenn das ein bisschen nach den Tänzen der Derwische klingt, ist das kein Zufall. Deren Orden nämlich gehörte Rumi, der die türkische, persische, pakistanische und indische Literatur stark beeinflusste, zeitlebens an. Er lehnte religiösen Fanatismus strikt ab und verflocht stattdessen griechische und indische Philosophie mit den Geschichten des Koran. Zentrales Motiv ist immer die Nächstenliebe.

Die erfuhr auch Benjamin Wallfischs Großmutter, Anita Lasker-Wallfisch, die sich als Cellistin des „Mädchenorchesters Auschwitz“ dem Tod entzog. Ihr Enkel ist vielseitig: Er dirigiert nicht nur renommierte Orchester, sondern komponiert auch – und zwar sowohl E- als auch U-Musik. Den Soundtrack zu Lars von Triers „Dear Wendy“ zum Beispiel. Es blieb nicht der einzige. Denn elitäres Denken ist dem Komponisten fremd. PS

Sa + So, 19 Uhr, Laeiszhalle