Pädagogischer Fünfkampf

Beim Landesfinale der Deutsch-Olympiade hatten die Privatschulen die Nase vorn. Im Reimen, Erzählen und Darstellen gegeneinander angetreten waren 466 SchülerInnen aus neun Schulen

von Jan Zier

Dass die Schülerband ihre Texte nur auf Englisch vorträgt – das ist vielleicht nur ein kleiner Schönheitsfehler am Rande. Oder ein Indiz. Für den gelegentlich beklagten Niedergang deutschsprachiger Rock- und Popmusik. Und die Dringlichkeit der Veranstaltung, in deren Pause die „Unholy Onions“ gestern spielten: Das Landesfinale der Deutsch-Olympiade 2008, gestern in der Gesamtschule Mitte.

27.806 SchülerInnen aus den neunten Klassen aller Schulformen treten bundesweit gegeneinander an, in Bremen nehmen in diesem Jahr 466 Schüler aus neun Schulen teil, deutlich mehr als etwa im Saarland, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen. Zu bewältigen ist jeweils ein pädagogischer Fünfkampf aus Reimen, Umschreiben, Erzählen, Erklären und Darstellen. Jeder Wettkampf dauert zwei Minuten, zuzüglich weiteren zwei Minuten, die jedem Viererteam einer Schule für die Vorbereitung bleiben. Beim Reimen etwa, der Auftaktdisziplin, wird ein Satz vorgegeben, anzuschließen sind im Wechsel sodann jeweils zwei neue Verse. Das Ergebnis klingt dann in etwa so: „Mir ist heiß/ ich will ein Eis/ aber bitte keine Panik/ wir sind ja nicht auf der Titanic.“ Zugegeben, manchmal holpert es auch ein wenig, und als das Ökumenische Gymnasium (ÖG) einen flirtenden Mann ins Rennen schickte, reimte sich auch mal „Drink“ auf „Ring“ – „nicht ganz so deutsch“, wie die Jury später bemängeln wird. „Dann sieht er plötzlich eine Frau/ die kennt er aus der Modenschau/ die ist wirklich heißt/ er geht zum Buffet und isst Reis.“

Gewonnen hat das ÖG dann am Ende dennoch, mithin eine Schule in freier Trägerschaft, vor der St. Johannis Schule, einer katholischen Privatschule. Auf den weiteren Plätzen erst landeten die beiden staatlichen Finalisten – die Gesamtschule Mitte (GSM) und das Gymnasium Obervieland. Beim 1981 gegründeten ÖG werden sie die Finalteilnahme in Berlin als weiteren Erfolg für ihr Schulkonzept verbuchen: Schon bei den PISA-Studien hätten sie bremenweit „einfach am besten abgeschnitten“, sagt ÖG-Direktor Wilfried Kurth gerne. Nicht umsonst haben sich die Initiatoren der Deutsch-Olympiade, begleitet von der Kultusministerkonferenz und den Goethe-Instituten, gerade die Unterstützung eines prominenten Schulreformers wie Hartmut von Hentig auf die Fahne geschrieben.

Der Wettbewerb fällt in eine Zeit, als sich die Bremer Schulen von Evaluatoren anhören müssen, es gebe in ihnen nur „vereinzelt“ guten Unterricht, der „in der Regel“ aber nicht wahrgenommen würde. Und der Anteil an „schüleraktivierendem Unterricht“ sei gering wie eh und je, schrieben die externen Experten in ihrer jüngsten Analyse des bremischen Schulwesens.

Zumindest in dieser Hinsicht sind GSM oder Gymnasium Obervieland also schon einen Schritt weiter, ging doch dem gestrigen Landesfinale eine längliche Unterrichtsreihe mit Klassen- und Schulwettbewerb voraus. Und das GSM war sogar doppelt vertreten, in der Kategorie „Schulen, die zum Abitur führen“ ebenso wie in der Reihe jener Schulen, die mit mittlerer Reife enden. In Letzterer ging sie sogar als Sieger hervor – mangels Konkurrenz: Der einzige weitere Teilnehmer in dieser Gruppe strich vorzeitig die Segel. Bewertet wurden jeweils der sprachliche Ausdruck, aber auch die Teamfähigkeit, der Fluss der Erklärungen von „Mondgabeln“ oder „Augenaufläufen“ und die Fähigkeit zum darstellenden, improvisierenden Spiel.