Dabei sein ist alles

Hannover 96 gewinnt zu Hause mit Mühe und bemerkenswerter Unterstützung durch die Fans mit 2 : 1 gegen den 1. FC Nürnberg – zumindest ein Erfolgserlebnis nach zuletzt schwachen Leistungen

AUS HANNOVER KLAUS IRLER

„Olé, olé, 96, olé“: Es ist ein textarmer und dadurch hypnotischer Gesang aus einer Fankurve, die an diesem Nachmittag das Schicksal unbedingt selbst in die Hand nehmen will. Sie haben kurz vor der 80. Minute angefangen, und dann folgt das immer gleiche „Olé, olé“, über zehn Minuten lang, ohne Unterbrechung. Die Fans singen einfach, wollen nicht mehr zur Kenntnis nehmen, wie Marek Mintal und Robert Vittek in der Schlussoffensive des 1. FC Nürnberg zweimal im Strafraum gefährlich zum Schuss kommen. Die Fans wollen, dass Hannover 96 den 2 : 1-Vorsprung über die Zeit rettet. Und gestalteten die Zeit mit ihren Möglichkeiten, durch tausendfachen Einsatz, euphorisch, als liefe auf dem Rasen ein rasantes Endspiel, und nicht eine Partie zweier Vereine aus der unteren Tabellenhälfte.

Dieser Einsatz beeindruckte nicht nur 96-Trainer Dieter Hecking, zumal die Fans von ihrer Mannschaft weder in den vorangegangenen Spielen noch in dieser Partie gegen Nürnberg verwöhnt wurden. 96 hatte kein einziges der fünf vorhergehenden Spiele gewonnen und zudem spielerisches Vermögen, Effizienz und individuelles Engagement vermissen lassen.

Dementsprechend wichtig war es, der schlechten Phase nun ein Erfolgserlebnis entgegenzusetzen – wobei die Vorstellung von Hannover auch gegen Nürnberg viel zu Wünschen übrig ließ. Am Ende aber stand es 2 : 1, und es war vor allem das Ergebnis, das die Hannoveraner glücklich machte. „Man muss auch mal solche Rückschläge, wie wir sie hatten, in Kauf nehmen, um dann wieder aufzustehen“, sagte Hecking. „Wenn dann so ein dreckiges 2 : 1 wie heute dabei rauskommt, ist es doch in Ordnung.“

„Dreckig“, das bedeutete wohl einen Mangel an Spielkultur – und einen Sieg, den Hannover vor allem der Schwäche von Nürnbergs Torwart Jaromir Blazek zu verdanken hatte. Blazek nämlich war es, der beim 1 : 0 einen harmlosen Freistoß von Szabolcs Huszti nicht fing, sondern vor die Füße von Arnold Bruggink faustete und dann für dessen Schuss aus 18 Metern zu weit vor dem Tor stand (29.).

Nach der Pause brachte Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen mit Zvjezdan Misimovic und Robert Vittek zwei Spieler, die frischen Wind und Spannung in die Partie brachten. Zunächst vergab Hannovers Verteidiger Vinicius Bergantin eine Großchance, dann aber legte Nürnbergs Jan Koller eine Flanke von Reinhardt im Strafraum auf Misimovic ab, der aus elf Metern sicher den Ausgleich herstellte (52.). Das 2 : 1 erzielte dann aber Hannovers Huszti, der von Benjamin Lauth nach einem abgefälschten Schuss von Hanno Balitsch bedient wurde.

Für Hannovers Trainer Hecking war das 2 : 1 trotz einer „wenig prickelnden ersten Halbzeit ein verdienter Sieg“, schließlich hätte seine Mannschaft beispielsweise auch schon kurz nach der Pause in Führung gehen können. Nürnbergs Coach von Heesen dagegen bedauerte ein „dummes Tor“ zum 2 : 1, denn: „Nach dem 1 : 1 hatten wir 96 im Griff.“ Für Nürnberg bedeutet die Niederlage ein weiteres Verharren auf einem Abstiegsplatz. Hannover dagegen trennen nur noch drei Punkte von Schalke 04, wie Hecking erfreut feststellte: „In der Tabelle sind alle eng beisammen – und wir sind dabei.“