„Emmas“ Böen töten vierzehn Menschen

Orkantief richtet massive Schäden in ganz Nordeuropa an. Neben Stromausfällen kommt es zu Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr. Trotz höherer Windgeschwindigkeiten als beim Sturm „Kyrill“ vor einem Jahr sind die Auswirkungen geringer

BERLIN rtr/ap/dpa ■ Mindestens vierzehn Tote, viele Verletzte und Millionenschäden: Das ist die vorläufige Bilanz des Orkantiefs „Emma“, das am Samstag über Mitteleuropa zog. Die Windböen entwurzelten Bäume und beschädigten Dächer von Häusern und Kirchen. Polizei und Feuerwehr waren das gesamte Wochenende über im Dauereinsatz, um Schäden zu beseitigen. Im Bahn- und Flugverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen. Viele tausend Menschen waren zeitweise ohne Strom. Der Hamburger Hafen wurde von einer Sturmflut heimgesucht.

Der stärkste Wind wurde auf dem Wendelstein in Bayern mit 223 Kilometern pro Stunde gemessen. In den Niederungen seien es bis zu 120 Stundenkilometer gewesen, sagte Meteorologin Anette Schimon vom Deutschen Wetterdienst. Am späten Samstagabend verabschiedete sich „Emma“ ostwärts aus Deutschland, woraufhin sich die Wetterlage etwas beruhigte.

In Deutschland kamen aufgrund des teils von Schnee, Hagel und Graupel begleiteten Orkantiefs mindestens sechs Menschen ums Leben. Im Westerwald wurde ein 58-Jähriger von einem Baum erschlagen. In Rheinland-Pfalz stürzte ein gläubiger Mann von einem Baum in den Tod. Er hatte den Baum mit Kordel und Draht sichern wollen, damit dieser nicht auf eine in der Nähe stehende Marienstatue kippt. Vier Menschen starben bei unwetterbedingten Verkehrsunfällen.

In Österreich erschlugen entwurzelte Bäume drei Menschen in ihren Autos. Ein Mann kam durch einen Steinschlag ums Leben. In Tschechien fielen dem Unwetter zwei Menschen zum Opfer – ein elfjähriges Mädchen und ein 70-jähriger Priester.

Deutschlandweit führte das Sturmtief zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr. Während der Fernverkehr nach Bahn-Angaben am Sonntag wieder störungsfrei rollte, blieben viele Nebenstrecken blockiert. In Nordrhein-Westfalen fuhr am Samstag bei Brühl ein ICE in einen umgestürzten Baum. Der Lokführer wurde verletzt, die Fahrgäste blieben aber unversehrt.

Auch der Flugverkehr war durch „Emma“ beeinträchtigt. Der Flughafen Frankfurt am Main zählte am Samstag 130 Annullierungen von Flügen. Je zur Hälfte handelte es sich laut Angaben eines Sprechers um Flüge von und nach Frankfurt. Auch am Sonntag mussten wegen schlechten Wetters viele Flüge abgesagt werden oder hatten Verspätung.

In vielen Bundesländern brachte das Orkantief die Stromversorgung zeitweise zum Erliegen. In Bayern fielen nach Angaben von Eon 5.000 Transformatorenstationen aus, über die 150.000 Kunden versorgt werden. Bäume hätten dem starken Wind nicht standgehalten und seien auf Leitungen gestürzt.

Insgesamt blieben die Auswirkungen von „Emma“ aber geringer als vom Sturmtief „Kyrill“, das Anfang vergangenen Jahres in Deutschland 13 Menschenleben gefordert hatte. Zwar sei die Windgeschwindigkeit bei „Kyrill“ mit 202 Kilometern pro Stunde geringer gewesen, durch die längere Dauer und größere Ausdehnung habe es jedoch größere Schäden gegeben, erläuterte Meteorologin Schimon.

Die finanziellen Folgen von „Emma“ sind nach Angaben der Versicherung Münchner Rück noch nicht absehbar. Erste Schätzungen seien erst in zwei Tagen möglich. „Kyrill“ hatte nach Einschätzung von Versicherern einen Schaden von mehr als 3 Milliarden Euro angerichtet.