OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Gleich mit ihrem ersten Film „Afgrunden“ gelang der dänischen Theaterschauspielerin Asta Nielsen 1910 ein riesiger Erfolg, mit dem sie sich weltweit als einer der ersten echten Kinostars etablierte. Vor allem in Deutschland wurde Nielsen ungemein populär, und hier entstanden auch die meisten ihrer Filme bis zum Ende der Stummfilmära. In gewisser Weise gab dabei das Thema von „Afgrunden“ bereits vor, was in den nächsten Jahren die Stärke der – im Prinzip ungemein wandlungsfähigen – Nielsen werden sollte, für die sie immer wieder hymnisch gefeiert wurde: die Darstellung von starken Frauen mit tragischem Schicksal. In „Afgrunden“ (Regie: Urban Gad) verkörpert Nielsen Magda, eine Tochter aus gutem Hause, die ihre Verlobung mit dem Sohn eines Pastors löst, um mit dem dubiosen Artisten Rudolph durchzubrennen, in den sie sich unsterblich verliebt hat. Aber ihre eigene Eifersucht und die Spielleidenschaft des Geliebten führen das Paar in immer prekärere Situationen und schließlich ins Elend. Doch selbst der herzensgute Exverlobte kann Magda nicht in die bürgerliche Gemeinschaft zurückholen, sie bleibt dem brutalen Rudolph treu. Im Arsenal-Kino sind vom heutigen Donnerstag bis zum 13. April alle erhaltenen Filme der dänischen Schauspielerin in einer Retrospektive zu sehen.

Mit der Groteske „Die Bergkatze“ inszenierte Ernst Lubitsch 1921 einen Film, der mit einem absolut ungewöhnlichem, stilisierten Dekor aufwartet: Die absurde Geschichte der Annäherung einer flotten Räubertochter (Pola Negri) an den strafversetzten Frauenschwarm eines Militärregiments spielt überwiegend in einer Grenzfestung in den verschneiten Bergen, die von außen wie von innen wie ein überdimensioniertes Spielzeug aussieht – und von den Akteuren der ungemein verspielten Geschehnisse im Grunde auch so genutzt wird. Der düster-romantischen Epoche des deutschen Stummfilms verhaftet ist hingegen G.W. Pabsts Regiedebüt „Der Schatz“ aus dem Jahr 1923 mit den gedrungenen, erdhaften Bauten der berühmten Filmarchitekten Robert Herlth und Walter Röhrig. Tatsächlich trägt sich das Drama fast ausschließlich im Haus eines Glockengießers zu, in dem ein Handwerksgeselle (Werner Krauss) einen Schatz aus der Zeit der Türkenkriege vermutet. Nach und nach überzeugt der anfänglich als verrückt betrachtete Mann die Mitbewohner von seiner Obsession; die Gier nach dem Gold beginnt das Handeln der Protagonisten zu bestimmen. Das Babylon-Mitte zeigt beide Filme im Rahmen des gerade laufenden großen Stummfilm-Festivals „Die besten Expressionisten kommen aus Berlin“.

Ein wirklicher Knüller ist der 1952 von Artur Brauners CCC produzierte Film „Die Spur führt nach Berlin“ nicht, auch wenn er heute gern in die Nähe von Carol Reeds „Der dritte Mann“ gerückt wird. Die Inszenierung wirkt nämlich doch eher mau und schwunglos. Dafür ist die Szenerie zweifellos faszinierend und das Finale durchaus packend: Der Showdown findet im damals noch fast völlig zerstörten Reichstagsgebäude statt. In der Reihe „Wiederentdeckt“ im Zeughauskino LARS PENNING

„Afgrunden – Abgründe“ 6. + 8. 3. im Arsenal

„Die Bergkatze“ 9. 3.; „Der Schatz“ 9. 3. im Babylon Mitte

„Die Spur führt nach Berlin“ 7. 3. im Zeughauskino