WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Krähen?
: Sich übers Olympiastadion her!

Alexander Puschkin kennt sich in der Rabensprache aus. 1928 schrieb er: „Der Rabe fliegt zum Raben dort / Der Rabe krächzt zum Rab das Wort: / ‚Rabe, mein Rabe, wo finden wir / Heut unser Mahl? Wer sorgt dafür?‘ “

Im Gedicht nährten sich die schwarzen Kerle noch von einem erschlagenen Helden. In Berlin aber haben die Krähen, das sind die kleineren Brüder der Raben, andere Leckerbissen entdeckt. Denn ihnen schmeckt die Masse, die in den Dachfugen auf dem Berliner Olympiastadion steckt.

Es mundet ihnen sogar sehr gut, denn mittlerweile ist das Dach undicht. Es muss nun, nur vier Jahre nach der aufwändigen Sanierung, repariert werden. Das Tribünendach, das damals eingebaut wurde, hat insgesamt 26 Millionen Euro gekostet. Einziges Trostpflaster: Bisher schmeckt den Krähen nur die Fugenmasse, nicht der weiße Stoff des Dachs.

Raben und Krähen sind kluge Vögel. Sehr kluge sogar. Sie sorgen etwa dafür, dass niemand sie beobachtet, wenn sie Futter verstecken. Und sie nutzen Werkzeuge. So ist ihnen der Straßenverkehr willkommen, wenn sie Nüsse geknackt haben wollen.

Krähen und Raben kommen in der Großstadt gut zurecht. Ganz anders die Zugvögel, die regelmäßig an den Glasfassaden der modernen Gebäude zerschellen, denn Architekten kümmerten sich bisher wenig um die Belange der Tiere.

Zurück zum Olympiastadion: Dort betreibt man erst einmal Nahrungsmittelforschung und hofft, dass man eine Fugenmasse findet, die den Krähen nicht schmeckt. WS FOTO: REUTERS