Frauen an die EU-Spitze

EU-Kommissare fordern Frau auf Spitzenposten in Brüssel und die Abschaffung des Frauentages

BRÜSSEL dpa ■ Im Gerangel um die künftige EU-Führung wird der Ruf nach einer Frau in einer Spitzenposition lauter. EU-Kommissar Vladimir Spidla forderte gestern, mindestens einer der drei Topjobs von EU-Kommission, Europaparlament und Europäischem Rat sollte 2009 an eine Frau gehen. Spidla brach damit kurz vor dem Frauentag am 8. März ein Brüsseler Tabu: Bisher hatte die Kommission jede Festlegung in dieser Frage vermieden.

Spidla, der in der Brüsseler Behörde für Fragen der Gleichberechtigung zuständig ist, forderte seiner Sprecherin zufolge: „Auf jeden Fall sollte einer der neu zu besetzenden Posten im nächsten Jahr an eine Frau gehen.“ Kommissionspräsident José Manuel Barroso wird allerdings der Wunsch nachgesagt, nach der Europawahl im Sommer 2009 für eine zweite Amtszeit anzutreten.

EU-Kommissarin Viviane Reding sprach sich derweil für eine Abschaffung des Internationalen Frauentags am 8. März aus. „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben“, sagte die Kommissarin für Medien und die Informationsgesellschaft. „Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.“

Die Kommission kritisierte den nach wie vor geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen von Wirtschaft und Politik. „Europaweit machen Frauen zwar einen Anteil von 44 Prozent an der erwerbstätigen Bevölkerung aus, stellen jedoch nur 32 Prozent des leitenden Personals (Geschäftsführer, Direktoren und Manager in kleineren Unternehmen)“, hieß es in einer Mitteilung. Im Europaparlament liegt der Frauenanteil demnach bei 31 Prozent.