poker ums „Sozialticket“
: Freie Fahrt für arme Bürger

Wer auf eine kostenneutrale Lösung hofft, ist taktisch klug beraten, zunächst keine entsprechenden Haushaltsmittel einzuplanen. Schließlich sind die derzeit laufenden „Sozialticket“-Verhandlungen mit der BSAG auch ein Pokerspiel, bei dem die Stadt nur ungern zu erkennen gibt, was sie denn im Zweifelsfall zu zahlen bereit wäre.

Kommentar von Henning Bleyl

Das Problem besteht darin, dass die Kosteneutralität eines Sozialtickets, das nach dem nun diskutierten Modell des Semestertickets funktioniert – die Masse macht‘s – ohnehin nur vermutet werden kann. Zum einen wegen der Unklarheit, wie viele mitmachen. Aber auch, weil der Verkehrsverbund Niedersachsen/Bremen, zu dem die BSAG gehört, auch im Fall anderer Sondertarife wie Semester- und Jobticket bislang keinen Kostendeckungsgrad definieren konnte.

Letztlich ist es also keine Frage der Betriebswirtschaft, sondern des politischen Willens, ob und wie schnell das Sozialticket kommt. Immerhin gehört die BSAG zu 99 Prozent der Stadt.

Entscheidend wird zudem der Preis sein: Nicht überall, wo „Sozialticket“ drauf steht, ist etwas Soziales drin. In Berlin etwa muss man mit 33,50 mehr als das Doppelte dessen bezahlen, was der Hartz IV-Regelsatz für „Mobilität“ vorsieht. So kommt zum Pokerface die Farce.