ausstellung in der schirn
: Tourismus und Kunst – voyeuristische Allianz

Man kennt das: Immer versperren einem die Köpfe der anderen die grandiose Aussicht, immer laufen Leute ins Bild, wenn man das malerische Motiv endlich ablichten will? Dass die Symbiose von Touristen und den Objekten ihrer Begierde für sich schon ein lohnenswertes Motiv sein kann, zeigen derzeit Künstler in der Frankfurter Kunsthalle Schirn, von denen wir drei Fotos auf diesen Reiseseiten vorstellen. Der Fotograf Martin Parr hat das Matterhorn plus eindrucksvolle menschliche Hinterköpfe abgelichtet. Seine großartigen Aufnahmen bringen Leben in die Postkartenidylle. Sie wirken als Korrektiv zur Endlosproduktion touristischer Bilder und Klischees. Die besten Arbeiten der Tourismusausstellung „All-Inclusive“ folgen ähnlichen Vorgaben, sie thematisieren den touristischen Betrieb, spielerisch oder assoziativ, sie überzeichnen und nutzen viele andere kleine Verfremdungskniffs. Eine faszinierende Wirkung entfaltet eine digitale Fotomontage zum Thema Fliegen. Ein Traum oder ein Albtraum? Der koreanische Künstler Ho-Yeol Ryu hat die beängstigenden Flugzeugarmadas der Reiseindustrie zu einem Schwarm verdichtet, der einer Vogelschar gleich über den Flughafen von Hannover fegt. Wahr ist: Tourismus lässt sich überall nieder, wo es ihm gefällt. Und noch jedem Touristen gefällt es irgendwie, abzuheben und sich im Verbund Gleichgesinnter so richtig aufgehoben zu fühlen. Ein Erfolgsrezept des globalen Tourismus. CHRISTEL BURGHOFF

Die Ausstellung „All-Inclusive“ in der Frankfurter Kunsthalle Schirn läuft noch bis zum 4. Mai 2008 Der Katalog zur Ausstellung enthält neben der Dokumentation auch Reisegeschichten. Er hat einen wasserfesten Umschlag und Reiseführerformat. Snoeck-Verlag Köln, 26 €