Klimadiskussion kompakt

Harald Vieth gibt in seinem Buch „Klimawandel mal anders“ einen guten Überblick über den Stand der Diskussion. Nebenbei vermittelt er dem Leser einen beängstigenden Eindruck von der Ignoranz vermeintlicher Eliten

Kennen Sie eigentlich Ihren ökologischen Fußabdruck? Damit ist nicht die individuelle CO2-Bilanz gemeint, sondern der persönliche Flächenbedarf – also jene Land- und Meeresfläche, die nötig ist, um Ihren persönlichen Konsum zu ermöglichen. Der Durchschnittsdeutsche lebt auf großem Fuß, er benötigt 4,7 Hektar. Ob Sie drunter liegen, erfahren Sie unter www.myfootprint.org.

Es sind solche Links, die das Buch „Klimawandel mal anders. Was tun?“ auflockern. Aber nicht nur diese: Auch zahlreiche Karikaturen rund um den Klimasch(m)utz hat Autor Harald Vieth zusammengetragen. Etwa jene: Ein Ehepaar steigt aus dem Flugzeug. Sagt er: „Ich weiß nicht – sollen wir wirklich überall hinfliegen, nur weil es billig ist?“ Im Hintergrund steht ein Schild „Flughafen Hannover“.

Vieth war 25 Jahre lang als Lehrer tätig und ist seit seiner Jugend im Naturschutz engagiert – man merkt seinem Buch an, dass hier jemand schreibt, dem der Erhalt von Natur und Artenvielfalt ein großes persönliches Anliegen ist. Zuvor hat der gebürtige Hamburger schon Bücher über Stadtbäume geschrieben. Jetzt war der Klimaschutz dran.

Sehr engagiert und mitunter auch etwas verspielt beschreibt er die aktuelle Klimadiskussion – nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Denn wer zum Thema Klima in den letzten beiden Jahren die Zeitungen verfolgt hat, findet in diesem Buch wenig Neues. Gleichwohl ist das Werk eine schöne Zusammenfassung dessen, was von taz bis Handelsblatt, von Spiegel bis Stern zum Thema geschrieben wurde – wer das Resümee sucht, der ist hier genau richtig. Nebenbei gewinnt der Leser einen beängstigenden Eindruck von der Ignoranz vermeintlicher Eliten, wenn Vieth mehrere Leserbriefe aus der FAZ abdruckt, deren Verfasser allesamt Professoren sind.

Weiter hinten im Buch gibt’s dann natürlich die obligatorischen Tipps für jedermann, zum Beispiel Infos über die empfehlenswerten Ökostromanbieter.

Wichtiger als die Tipps sind vielleicht ohnehin die politischen Erkenntnisse. „Vor allem der Staat ist in der Pflicht“, schreibt Vieth und zitiert den US-Ökonomen Dennis Meadows: „Die Politik muss Vorschriften machen, die Menschen sind zu bequem.“ Viel Wahres steht also drin in dem Buch. Dass Vieth sich jedoch bemüßigt fühlt, sich auch noch zum Zugang zu Bildung und der Vermögensverteilung in Deutschland zu äußern, wirkt in diesem Umfeld etwas fehlplatziert. Man mag es dem Autor nachsehen – wo engagiert geschrieben wird, kann solche Abgleitung vom Thema schon mal vorkommen.

BERNWARD JANZING

Harald Vieth: „Klimawandel mal anders. Was tun?“ ISBN 978-3-00-021535-3, www.viethverlag.de