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: Späte Freude

Die Nacht ist wieder kalt geworden. Schnee weht an den Plastikscheiben vorbei, auf die aufgeschlagenen Seiten des Buches, und die Wörter verschwimmen. Ein Paar Schritte in die Richtung, aus der eigentlich der Bus kommen soll, und das Licht wird zu schwach. Und so geht es zurück auf die Metallbank mit den Löchern drin. Ein wenig kleinlaut. Denn nicht um viertel vor eins, sondern schon um 20 vor hätte der Bus fahren sollen.

Der Busfahrer, der jetzt doch noch mit seinem Gefährt durchs Schneegestöber kommt, will beim Einsteigen nicht mal die Karte sehen und weist freundlich darauf hin, dass es ja nur wenige Klicks im Internet brauche, sowas rauszufinden. Dann erzählt er, dass er lieber eine Minute zu spät fahre als zu früh. „Allerdings sollte hier der 600er schon auf mich warten“, sagt der freundliche Fahrer, als durch den Schnee der Bahnhof Holstenstraße sichtbar wird. „Schlecht koordiniert, das Ganze.“

Wie verfrorene Fledermäuse steigen die Wartenden in den warmen Bus. Auch bei ihnen will der Busfahrer keine Karten sehen. Ein Mann mit einem Döner in der Hand widerspricht: Er hat keine Fahrkarte, und kauft eine. Gut gerundete zwei Euro kostet der Spaß. „Hier, ihr Pfennig“, sagt der Fahrer über ein herausgegebenes Centstück. „Ach, der Glückspfennig“, sagt der Mann, „behalten sie den mal.“ In die Kasse damit? Dann stimmt sie ja nicht mehr. Also steckt der Busfahrer sich die kleine Münze in die Brusttasche. Ganz vorsichtig. REBECCA CLARE SANGER