Lockerer Kreditgeber ohne Geldautomat

Im Untreue-Prozess sagt Bashkim Osmani aus, vom Geschäftsgebaren der Volksbank Lauenburg nichts gewusst zu haben und hintergangen worden zu sein. Sein Bruder Burim sieht derweil seine Verteidigungsrechte beschränkt

Im Prozess wegen Anstiftung zur schweren Untreue hat der angeklagte Immobilieninvestor Bashkim Osmani schwere Vorwürfe gegen den Ex-Chef der Volksbank Lauenburg, Carsten Heitmann, sowie gegen Ex-Aufsichstrat Hauke Hillmer erhoben. Er habe damals geglaubt, „dass die Kreditvergabe-Praktiken in Ordnung waren“, sagte Osmani am Dienstag vor dem Landgericht. Der Geschäftsmann beteuert, von faulen Krediten und dubiosen Transaktionen nichts gewusst zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft Bashkim sowie dessen Bruder Burim Osmani vor, über Strohmänner Millionenkredite bei der Volksbank Lauenburg erschlichen haben. In einer von seinen Verteidigern Doris Dierbach und Thomas Bliwier verlesenen Erklärung weist Bashkim die zwölf Punkte der Anklage detailliert zurück. Er habe Hillmer bei Geschäften in der Gastronomie kennen gelernt. Als Bashkim 2002 in Kroatien ein Hotelprojekt verwirklichen wollte, habe Hillmer ihn an Volksbank-Chef Heitmann vermittelt. Dieser sei „begeistert“ gewesen, so Bashkim Osmani, und gewährte Millionen-Kredite. In der Folgezeit entwickelte sich eine enge und rege Geschäftsbeziehung, so auch bei einem Projekt im mazedonischen Skopje. Dort sollte für 20 Millionen Euro ein gewerbliches Bauprojekt entstehen und für 40 Millionen Euro wieder verkauft werden. Heitmann selbst soll für die Volksbank eine Beteiligungsfirma gegründet haben. „Die Kreditnehmer waren keine Strohmänner“, beteuerte Bashkim Osmani vor Gericht. „Dass Kredite zweckentfremdet wurden, weiß ich erst jetzt aus den Akten.“

Ob er sich nicht gewundert habe, bei einem Auslandsprojekt mit solchen Finanzvolumen ausgerechnet durch Hillmer bei der kleinen Volksbank gelandet zu sein, fragte der Vorsitzende Richter Marc Tully: „Die hatte doch nicht einmal einen Geldautomaten.“ Heitmann sei als strenger Bankdirektor, Hillmer als guter Geschäftsmann bekannt gewesen, erwiderte Osmani. Beide wurden indes jüngst vom Landgericht Lübeck wegen Untreue zu Haftstrafen verurteilt.

Zu Beginn der Verhandlung hatten sich der Anwalt von Burim Osmani, Gerhard Strate, und Richter Tully erneut einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Strate beantragte das Verfahren auszusetzen, da sich sein Mandant wegen seines erst kurz zuvor beendeten Verfahrens in Würzburg nicht auf den Prozess habe vorbereiten können. Er habe aber das Recht, sich vor Beginn der Beweisaufnahme in einem „ersten Wort“ zur Anklage zu äußern. Dazu fordere der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte aber genügend Zeit fürs Aktenstudium bekommen. „Das“, so Strate sarkastisch „heißt nicht Schweinsgalopp.“KAI VON APPEN