Einblick (233)

Barbara Breitenfellner, Bildende Künstlerin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Barbara Breitenfellner: Der Gorilla „Bobby“ im Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße. Der hormongestörte Affe prangt ausgestopft neben einer Vitrine mit seiner Totenmaske und Fotos der Präparation: weiß gekleidete Herren ziehen dem Tier das Fell vom Leib und spritzen den tumben Körper mit Moduliermasse voll. Vor einigen Jahren wollte ich Bobby für eine Ausstellung als Ready-Made-Installation ausleihen, aber das Museum hat abgelehnt: ihre „Mona Lisa“ sei nicht zu haben.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Mark Stewart & The Maffia am 6. April in der Volksbühne. „As the Veneer of Democracy Starts to Fade“ ist eines der besten und verstörendsten Alben, die ich kenne. Und die alternden Post-Punk-Veteranen klangen vor einem Jahr im Festsaal Kreuzberg immer noch alles andere als abgehalftert.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Hubert Fichtes „Palette“, ein zerrissener, traumwandlerischer und radikaler Roman, der mit Slang, Ironie und hellsichtigen Erkenntnissen das Abgründige und Fragmentarische unserer Existenz zur Sprache bringt. Daneben beschäftigen mich die Aufzeichnungen „Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand“ von Rolf Dieter Brinkmann.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis der Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?Das Konglomerat Kotti, das sich gegenwärtig zum neuen Treffpunkt der Kunst- und Musikszene entwickelt. Und cineastische Entdeckungen im Videodrom wie Alexander Kluges Kinofilme, deren Titel bei mir gleichermaßen Glück und Neid (solche genialen Zeilen sollten mir mal für meine Installationen einfallen!) hervorrufen: „Raumfahrt als inneres Erlebnis“ oder „Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit“.