OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Von allen Regisseuren, die ihre Karriere in der Zeit des Dritten Reichs begannen, war Helmut Käutner sicher einer der talentiertesten. Seit seinem Regiedebüt 1939 hatte er in nur wenigen Jahren sein Händchen für flotte Komödien („Kitty und die Weltkonferenz“) ebenso wie für Melodramen („Romanze in Moll“, „Große Freiheit Nr. 7“) bewiesen und dabei die allgegenwärtige Propaganda so gut es ging umschifft. Mit „Unter den Brücken“ schuf er inmitten des Chaos der letzten Kriegstage sogar einen Film, der einen Gegenentwurf zur Realität des Dritten Reichs darstellte: mit dem Rückzug in die Freiheit des Privaten und der Poesie der kleinen Dinge im Gegensatz zur pathetischen offiziellen Kunst. Doch nach dem Krieg konnte Käutner die künstlerischen Erwartungen, die man in ihn gesetzt hatte, nie mehr erfüllen. Zwischen seinem Anspruch, nunmehr intelligente Filme mit zeitgeschichtlichen Bezügen und humanistischer Botschaft zu drehen, und der Realität des westdeutschen Kommerzfilms der 50er-Jahre rieb er sich letztlich auf. Käutners Dilemma ist in einem der netten Unterhaltungsfilme jener Jahre schön postuliert: In „Die Zürcher Verlobung“ (1957) verkörpert Liselotte Pulver eine Drehbuchautorin, die ein Herz-Schmerz-Werk über die Liebe einer jungen Frau zu einem Schweizer Dirigenten verfasst hat. Der brummige Regisseur (Bernhard Wicki), mit dem die Autorin nun ihrerseits eine sehr verwickelte Beziehungsgeschichte erlebt, hätte gern mehr psychologische Tiefe im Buch, der Produzent drängt hingegen auf „mehr Herz“ und würde aus dem Dirigenten sowieso lieber einen Förster mit zahmem Reh machen. Diese kleinen satirischen Spitzen sind zwar nur Beiwerk zur eigentlichen Liebesgeschichte – und doch kann man sich gut vorstellen, dass ein scheinbar beiläufig dahingeworfener Dialogsatz wie „Publicity ist wichtiger als Talent“ für Käutner einen ziemlich bitteren Beigeschmack hatte. Das Zeughauskino zeigt bis Ende März eine Retrospektive ausgewählter Filme des Meisters anlässlich seines 100. Geburtstags.

Der Publikumshit des letzten Jahres in Argentinien war eine Kombination aus Realfilm und Computeranimation: In „Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik“ erzählt Juan Pablo Buscarini auf kindgerechte Weise die Geschichte von einer Palastrevolte gegen die Maus Figo, die des Nachts zu den schlafenden Kindern kommt und deren ausgefallene Milchzähne gegen eine kleine Münze ersetzt. Nur die spannende Detektivarbeit, welche die kleine Lucia und ihr Freund Ramiro leisten, um den entführten Figo wieder zu befreien, verhindert Schlimmeres. Zwar ist die Animation technisch nicht ganz auf dem Niveau dessen, was wir heute aus den USA gewohnt sind, doch der Charme des Unternehmens überzeugt.

Ähnlich verhält es sich mit der computeranimierten Version von Max Kruses Kinderbuchklassiker „Urmel aus dem Eis“, die Holger Tappe 2006 mit großer Werktreue in Szene setzte. Zwar stört die leblose Animation der Hintergründe ein wenig, doch der Witz der Geschichte um den kleinen Fantasie-Saurier ist nicht totzukriegen. LARS PENNING

„Die Zürcher Verlobung“ 16./19.3. im Zeughauskino

„Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik“ 13.-19. 3. in der Kurbel; 19. 3. im Filmmuseum Potsdam

„Urmel aus dem Eis“ 13.-19. 3. im Bali-Kino