Mannschaft ohne Sponsor

Die Herren-Volleyballer Hamburg Cowboys haben alles versucht – doch sie fanden keinen Geldgeber. Am Samstag fahren sie zu ihrem letzten Spiel ins sächsische Spergau. Danach löst sich der Verein auf

VON HANNO BODE

Die Reise zum letzten Bundesliga-Spiel in dieser Saison – für die Volleyballer der Hamburg Cowboys wird sie zu einer Kaffeefahrt. Für mehr als ein paar Kannen der koffeinhaltigen Brühe reicht das Geld des Erstliga-Absteigers nicht mehr. Das letzte Essen auf Vereinskosten liegt für die Spieler Wochen zurück, der Saisonetat von 100.000 Euro ist längst aufgebraucht.

Eine Henkersmahlzeit wird es nach dem Spiel gegen den VC Bad Dürenberg im sächsischen Spergau dennoch geben – die treusten Fans werden wie immer Frikadellen und belegte Brötchen mitnehmen. Nach dem letzten gespielten Punkt aber ist Schluss mit den Hamburg Cowboys. Wegen fehlender Sponsoren gibt der Club auf, er wird auch keine Lizenz für die Zweite Liga beantragen.

„Wir sind am Ende unserer Phantasie, wissen auch nicht mehr, was wir noch machen sollen“, sagt Jan Schneider. Der 35-jährige Bankkaufmann kämpft seit einem halben Jahrzehnt gemeinsam mit Rüdiger Barth (36) um die Wiederbelebung des Herren-Volleyballs in Hamburg. Für ihre Vision hatte das ehrenamtlich tätige Manager-Duo die Mannschaft, die zum schleswig-holsteinischen Club Oststeinbeker SV gehört, vor der Serie von Ostbek Cowboys in Hamburg Cowboys umbenannt. Die Namensänderung und der Umzug in die Hansestadt sollten neue Sponsoren anlocken.

Doch statt der erhofften 300.000 Euro standen dem Klub drei Wochen vor Saisonbeginn gerade einmal 75.000 Euro zur Verfügung. Eine Privat-Bürgschaft von 25.000 Euro sorgte schließlich dafür, dass die Cowboys an den Start gingen. Es wurde – wie bereits zwei Jahre zuvor – eine hoffnungslose Expedition. Ganze drei Siege errang die Mannschaft vor dem finalen Duell in Spergau. „Was wir hier betreiben, geht an die Substanz. Und in Hamburg interessiert es keine Sau“, schimpft Trainer Bernd Schlesinger.

250 Einladungen an Firmen hatten Schneider und Barth vor dem Heimspiel vor drei Wochen gegen die Netzhoppers Königswusterhausen (3:1) verschickt, blicken lassen hat sich letztlich kein einziger Unternehmer in der Sporthalle Wandsbek. „In anderen Sportarten wird systematisch Geld verbrannt. Wir hingegen stecken jeden Euro in die Entwicklung der Mannschaft. Ich verstehe das nicht“, sagt Schneider in Richtung des Eishockeyvereins Hamburg Freezers und des HSV-Handball.

Dabei waren der 35-Jährige und seine Mitstreiter am Ende sogar bereit, sich zu verkaufen. Die Cowboys sollten künftig für den FC St. Pauli schmettern. Der ebenfalls chronisch klamme Kiez-Klub stellte jedoch als Bedingung, dass sich das Team selbst finanzieren müsste. Ein „Eintrittsgeld“, das die Volleyballer nicht zahlen konnten. Bleibt in Hamburg nur noch der Frauenvolleyball – NA Hamburg hält sich auf Platz sieben. Hinter dem Verein steht finanzkräftig die Norddeutsche Affinerie.

Letztes Spiel der Cowboys: Sonnabend, 19.30 Uhr gegen den VC Bad Dürenberg, Spergau