Oslo-Ehren für Hans Koschnick

Dass ein SPD-Ortsverein den Bremer Altbürgermeister wegen seines Balkan-Engagements für den Friedensnobelpreis vorschlagen möchte, findet Freunde. Koschnick selbst hält die Idee allerdings für „völligen Unsinn“

Thematisch war die Jahreshauptversammlung 2008 des Bremer SPD-Ortsvereins Farge-Rekum weit gespreizt. Neben Anträgen zur „ordentlichen Instandsetzung“ des Freibads und zum Bau eines Weges auf der Rekumer Deichkrone wurde beschlossen, Hans Koschnick für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Der Bremer Altbürgermeister habe als Bosnien-Beauftragter der Bundesregierung und EU-Administrator für Mostar einen „besonderen und persönlichen Einsatz für Frieden und Freiheit in der Welt“ geleistet, so die Begründung.

Immerhin stellt Bremen bereits ein Viertel aller deutschen Friedensnobelpreisträger: Ludwig Quidde. Die formalen Anforderungen für eine Nobelpreis-Kandidatur sind auch nicht allzu hoch: Vorschlagsberechtigt ist unter anderem jedeR ProfessorIn für Philosophie, Recht und Theologie. Die Farge-Rekumer hatten sich Ende Januar jedoch zum Ziel gesetzt, zunächst den SPD-Landesverband zu überzeugen.

Dort weiß man noch nichts von der noblen Absicht. Gleichwohl fände er diese durchaus interessant, sagt Landesgeschäftsführer Roland Pahl, der das Thema bei der nächsten Vorstandssitzung zur Sprache bringen will. Auch der Bremer Regierungssprecher Hermann Kleen hält Koschnick auf Anfrage für einen „ganz ausgezeichneten Kandidaten“. Nicht nur auf dem Balkan habe er Spuren hinterlassen, ebenso mit der von ihm initiierten „Haifa Arts Foundation“ oder der Städtepartnerschaft Bremen–Danzig – der ersten derartigen Durchlöcherung des „Eisernen Vorhangs“.

Aber ist Koschnick nicht auch dafür bekannt, dass er – in Gegensatz unter anderen zum damaligen Jugend- und Sozialsenator Henning Scherf – hinter dem bundesweit heftig umstrittenen öffentlichen Rekrutengelöbnis 1980 im Weserstadion stand? Der Friedensnobelpreis werde ja nicht nur an Pazifisten verliehen, sagt Kleen und verweist etwa auf Jassir Arafat. In der Tat sind unter den zahlreichen Ehrungen, die Koschnick bereits erhalten hat, neben der Otto-Hahn-Friedensmedaille und dem Hessischen Friedenspreis auch die nach Manfred Wörner benannte Verdienstmedaille des Bundesverteidigungsministeriums.

Während der Oslo-Vorschlag allerorten auf spontane Zustimmung stößt, hält ihn Koschnick selbst für „völligen Unsinn“. Schließlich wisse er, „was international los ist und wer da was zu kriegen hat“. Die einzige Ehrung, die zu einem Bremer passe, sagt der 78-Jährige zur taz, sei der schlichte Satz: „Er hat es nicht ganz schlecht gemacht.“ HENNING BLEYL