Bahn schmollt weiter

Nachdem die Nordwestbahn den Zuschlag für den S-Bahn-Verkehr bekommen hat, droht Bahn mit Arbeitsplatzabbau

Ob die Bahn Einspruch wegen der verlorenen Ausschreibung um die S-Bahn-Strecken um Bremen erhebt, ist weiter offen. „Wir befinden uns noch in der Prüfungsphase“, sagte gestern Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Wie berichtet hatte die Nordwestbahn den Zuschlag der Länder Bremen und Niedersachsen für die Strecken Bremerhaven-Twistringen, Bremen-Bad Zwischenahn, Bremen-Nordenham und Farge-Verden bekommen. Daraufhin hatte zum einen der Bremer SPD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Uwe Beckmeyer protestiert. Zum anderen machte der Betriebsrat des Bahnausbesserungswerks in Sebaldsbrück mobil: Er befürchtet, dass die Bahn AG das Werk mit seinen 600 Arbeitsplätzen schließt – als Rache für die verlorene Ausschreibung. „Man geht dorthin, wo man gemocht wird“, so der Betriebsratsvorsitzende Andreas Brandt. Der Bahnsprecher Meyer-Lovis wies den Verdacht eines Racheaktes zurück. Seine Formulierung: „Wir haben immer gesagt, jede verlorene Ausschreibung führt zu unternehmerischen Konsequenzen.“ Damit bezog er sich allerdings nicht darauf, dass die Bahn in Zukunft bessere Angebote als ihre Konkurrenten machen müsse, sondern auf die mangelnde Auslastung des Sebaldsbrücker Werks. Schließlich würde ein Teil der Dieselloks, die derzeit im Regionalverkehr eingesetzt und in Sebaldsbrück gewartet werden, in Zukunft nicht mehr gebraucht. Diese wären allerdings auch bei einer gewonnenen Ausschreibung höchstwahrscheinlich auf dem Abstellgleis gelandet, da auch die Bahn im S-Bahn-Verkehr auf modernere, schneller anfahrende Züge setzt.

Zum letzten Mal hatte das Sebaldsbrücker Werk vor sieben Jahren auf der Kippe gestanden. Damals habe man gemeinsam mit Bahnchef Hartmut Mehdorn einen Zukunftsplan entworfen und beispielsweise die Wartung eines Diesellok-Typs in Bremen konzentriert, so Betriebsratschef Brandt. Dieser werde aber nach 2011 nicht mehr eingesetzt. „Früher, zu Bundesbahnzeiten, hatten wir diese Probleme nicht, da wurden die Aufträge langfristig vergeben.“

Der SPD-Abgeordnete Uwe Beckmeyer wollte sich gestern nicht dazu äußern, warum er sich jetzt so vehement für die Bahn-Interessen einsetzt. „Das Verfahren war absolut korrekt, die Nordwestbahn hat das bessere Angebot vorgelegt“, sagte gestern die grüne Verkehrspolitikerin Maike Schäfer. „Herr Beckmeyer hätte sich mit seiner Kritik an den Ausschreibungskriterien ja auch früher zu Wort melden können.“

Bis Ostern kann die Bahn noch Einspruch bei der für die Ausschreibung zuständigen Vergabekammer der Länder Bremen und Niedersachsen einlegen. eib