Schauspielpremiere II
: Masse Mensch

Gerade erst hatte am Schauspielhaus Tankred Dorsts neues Stück „Künstler“ Uraufführung, mit maßvollem Erfolg. Eines von Dorsts besser beleumdeten alten Stücken heißt „Toller“ und behandelt die Geschichte von Ernst Toller, Dichter, Politiker und Räterevolutionär. Der wiederum befasste sich nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik, die er als Oberbefehlshaber der Roten Armee verteidigte, in mehreren Theaterstücken mit der alten Frage: Wie weit darf man als Revolutionär gehen, wenn man ein System bekämpfen will, das man wegen seiner Gewalt ablehnt.

Während der Festungshaft schrieb er neben „Hinkemann“ und den „Maschinenstürmern“ auch „Masse Mensch“, das anhand der Figur der Sonja Irene L. (offenbar einer realen Person nachempfunden) den Gewissenskonflikt behandelte, den Toller mit sich selbst austrug. Die L. solidarisiert sich mit der Arbeiterschaft, lehnt aber Gewalt als politisches Mittel ab. Am Ende kommt sie zu dem Schluss: „Höre: Kein Mensch darf Menschen töten / Um einer Sache willen.“ Mit dieser Überzeugung geht L. in den Tod.

Zwar distanzierte sich Toller später von dem Stück als nicht ausgereift, aber das macht es kaum weniger interessant. Dieses nicht eben oft gespielte Stück hat sich nun dankenswerterweise das Theaterlabor vorgenommen. ASL

Premiere: Donnerstag, 19.30 Uhr; weitere Termine 22. & 29. März sowie 1. ,2., 4. und 5. April Güterbahnhof, Tor 48